Rezension

Liebes-, Ehe- und Trauergeschichte zweier Frauen in Israel

Schicksal -

Schicksal
von Zeruya Shalev

Bewertet mit 3 Sternen

Dies war mein erster Roman von Zeruya Shalev, deren Name mir aber schon öfter begegnet ist und – leider – war es wahrscheinlich auch mein letzter von ihr, denn mit diesem konnte sie mich so gar nicht erreichen. Wegen des Klappentextes und vieler hochgelobter Beurteilungen in den Medien hatte ich Erwartungen, die aber nicht erfüllt wurden.

Zwei Frauen stehen im Mittelpunkt: die sehr alte Rachel, die als junge Frau in einer Untergrundmiliz mit terroristischen Aktionen gegen die britischen Besatzer und für einen Staat Israel gekämpft hat und die jüngere Atara, Tochter von Menachim, der in erster Ehe kurz mit Rachel verheiratet war.

Rachels Gedanken drehen sich noch immer um die Vergangenheit, um die Fragen, warum ihr erster Mann Menachem sie ohne Erklärung verlassen hat und warum die Widerstandskämpfer ihrer Gruppe keine gesellschaftliche Anerkennung erfahren haben, obwohl sie ihr Leben für ihr Ideal eines jüdischen Staates geopfert haben.

Ataras Gedanken drehen sich im Kreis um ihre problematische zweite Ehe mit Alex, um die Probleme ihres Sohnes, die sie aber nicht genau kennt und um ihre Kindheit mit dem Vater Menachem, durch den sie viel gewaltsame Ablehnung erfahren hat. Von Rachel erhofft sie sich Aufklärung über die Vergangenheit. Doch leider wirft sie ein schicksalhaftes Ereignis aus der Bahn. Wie sich zuvor die Autorin in aller Ausführlichkeit der Eheproblematik gewidmet hat, wird jetzt Trauerarbeit zum Hauptthema des Romans. Das mag interessant sein und ist durchaus gut beobachtet und wortgewaltig beschrieben, aber viele andere wichtige Themen werden allzu kurz angerissen, aber letztlich nicht weiter verfolgt.

Somit hat nach meiner Meinung die Autorin eine Chance vertan, den Leser mit einigen speziellen Problematiken ihres Landes bekannt zu machen. Eine solche Liebes- und Schicksalsgeschichte kann überall spielen, aber das besondere Setting blieb ungenutzt.

Gerne hätte ich mehr über die Zeit im Untergrund erfahren, über die Beweggründe der Siedler, über das Zusammenleben mit den Arabern, über das orthodoxe Judentum. All das kommt vor, aber mehr am Rande.

Nach der ausführlichen Behandlung von Seelenzuständen gibt es am Ende Wendepunkte, die allzu plötzlich kommen, rasch abgehandelt werden und nicht überzeugend dargestellt sind.

Schade, dass meine Erwartungen mir den Lesegenuss getrübt haben. Vielleicht hat man mehr von dem Buch, wenn man mit anderen Vorstellungen – Liebes-, Ehe-, Trauergeschichte - herangeht. So sehe ich leider nur vertane Chancen.