Rezension

Liebeserklärung an eine Insel, Verlust einer großen Liebe

Eine Nacht, ein Leben - Sophie Van der Linden

Eine Nacht, ein Leben
von Sophie van der Linden

Bewertet mit 5 Sternen

Ein wunderschön gestaltetes Büchlein, eine Hommage an die Île de B. In der Nähe des Städtchens R. (Um welche Insel es sich handelt, ist leicht herauszukriegen.) Wer das Meer liebt, der kann hier in Bildern und Stimmungen schwelgen. Die Handlung, die Anfang des 20. Jahrhunderts spielt, ist knapp und ist wohl auch nicht das Hauptanliegen des Buches.

Der Maler Henri fährt zur Insel hinüber, um seine große Liebe Youna wiederzufinden, mit der er seit einigen Jahren nur noch Briefe gewechselt hat, die am Ende ganz ausblieben. Auch wenn sie beide ein wenig wortkarg sind – wie die Bewohner der Insel – so bekommt er doch seine Erklärung, muss das aber erst verstehen und verarbeiten.

Im Verlaufe seines Aufenthalts lernt der Leser verschiedene Menschen kennen, die dort kurz oder länger leben und so ergibt sich ein Mosaik der Inselbewohner und ihrer wunderschönen Insel.

Das Bestechendste an diesem Büchlein ist die poetische Sprache, die man sich auf der Zunge zergehen lassen und genießen kann wie die Schnecken, die seltenen Seeohren, das Geschenk eines Fischers. Hier werden mit Worten Bilder gemalt, sehr fein beobachtet, z.B. wie Henri am Strand durch die Muscheln geht. Nur ganz selten blitzt hier und da ein Satz auf, der die Idylle stört und auf kriegerische Aktivitäten zielt.

Diese kleine Büchlein ist etwas für Meeresfans und Liebhaber einer poetischen Sprache. Viel Handlung oder gar Spannung gibt es nicht, wohl aber eine zauberhafte Atmosphäre. Obwohl es auch um den Verlust einer Liebe geht und der Erste Weltkrieg drohend am Horizont lauert, ist die Grundstimmung der Erzählung doch idyllisch und positiv.