Rezension

Liebesgedöns, aber mit Niveau

Blinde Liebe - William Boyd

Blinde Liebe
von William Boyd

Brodie Moncur ist ein hervorragender Klavierstimmer, der von Klaviervirtuosen gern beauftragt wird, einen Konzertflügel passend für sie einzurichten. Dabei begegnet er der russischen Sopranistin Lika und ist augenblicklich hingerissen. Lika ist jedoch die Geliebte des Starpianisten Johan Kilbarron, und Brodie stellt sich in dessen Dienst, um in Likas Nähe zu sein...

Kann eine solche Liebe gelingen? Verwicklungen, Irrungen und Wirrungen sind unausweichlich. Boyd erzählt von Reisen; der schottische Klavierstimmer lebt in Paris, an der Riviera, in Russland und zuletzt auf den Andamanen. Er erzählt von Nähe und Distanz, von Konkurrenz, Trunksucht, Kokain und Tuberkulose. Es gibt ein Duell, komisch und tragisch zugleich, in dem Anklänge an Tschechow zu finden sind, eine bewegende Klavierkomposition, rätselhafte Verfolgungen und vieles mehr. Und mitten darin die Hauptfigur: Brodie, dessen Gehör zwar perfekt ist, um dessen Sehschärfe es jedoch schlecht bestellt ist trotz einer speziell für ihn angefertigten Brille. Geht es um die Liebe, bleibt Brodie blind; Likas Geheimnisse entdeckt er erst nach Jahren.

Ja, es ist Liebesgedöns, aber das Leben wird nicht rosarot gefärbt. Das Buch hat mich gefesselt - daher eine klare Leseempfehlung.