Rezension

Liebesgeschichte für etwas Anspruchsvollere!?

Love to share - Liebe ist die halbe Miete - Beth O'Leary

Love to share - Liebe ist die halbe Miete
von Beth O'Leary

Bewertet mit 4.5 Sternen

Weil die Lektorin Tiffy unter psychischer Gewalt durch ihren Freund Justin leidet, sucht sie eine neue Bleibe. Da sie in dem Verlag für DIY-Anleitungen nur wenig verdient und Schwierigkeiten hat, im teuren London eine bezahlbare Unterkunft zu finden, lässt sie sich auf ein ungewöhnliches Arragement ein: Sie zieht in das Appartement des Pflegers Leon, der nachts arbeitet und die Wochenende bei seiner Freundin verbringt. Da sich die beiden Mitbewohner nie persönlich sehen, hinterlassen sie sich gegenseitig Post-Its mit Nachrichten füreinander. Änderungen stehen an, als Tiffy ihre Freundin Gerty in den Fall von Leons Bruder Richie einschaltet, der wegen eines brutalen Überfalls verurteilt wurde und im Gefängnis einsitzt, jedoch seine Unschuld beteuert.

Auch, wenn ich eigentlich nicht die Liebes-Roman-Leserin bin, hat mich dieser Roman, der mit der schriftlichen Kommunikation der beiden Hauptprotagonisten, der ein wenig an "Gut gegen Nordwind" erinnert, begeistert!

Der Schreibstil ist leicht, flüssig und unterhaltsam, aber keineswegs plump. Auch, wenn das "Verhältnis" von Tiffy und Leon im Vordergrund stand, fand ich den Roman keinesfalls vorhersehbar und langweilig. Der Geschichte selbst gelang es, nicht nur wegen des Rechtsfalls um Richie, michin ihren Bann zu ziehen und ich erwartete gespannt ihren Fortgang.
 

Interessant ist, dass die Erzählung aus zwei verschiedenen Perspektiven heraus erzählt wird, und zwar - logischerweise - von den Hauptpersonen Tiffy und Leon, so dass man ihre Gedanken, Gefühle und Hintergründe nachvollziehen kann. In der Schreibweise kommen auch gut die unterschiedlichen Wesen der Beiden heraus: Tiffy ist extrovertiert, schreibt und redet gern und viel und ist meist positiv eingestellt; Leon ist recht verschlossen und einzelgängerisch und fasst sich kurz. Als Konsequenz sind Leons Abschnitte meist viel kürzer und abgehackter, mir gefiel dieses Stilmittel sehr.
Auch ernste Themen kommen nicht zu kurz: Der Rechtsfall um Richie, Vorurteile, Psychische Grausamkeit, Stalking, Geringverdiener, Wohnungsnot sowie Krankheiten, Leiden und Sterben und weiteres werden ausgiebig thematisiert und fügen sich nahtlos in die Story ein - und regen zum Nachdenken an.

Nach knapp 500 Seiten und einem in jeder Hinsicht gelungenem Happy-End war ich traurig, dass das Buch schon zu Ende ist!