Rezension

Liebesgeschichte mit Tiefgang

Robin - High in the Sky - Charlotte Taylor

Robin - High in the Sky
von Charlotte Taylor

Bewertet mit 5 Sternen

„...Echte Freundschaft braucht Wahrheit, keine Geheimnisse....“

 

Robin ist eine der führenden Wirtschaftsanwältinnen in Großbritannien. Außerdem gehört ihrer Familie ein Kanzlei-Imperium. Wenige Tage vor ihrer geplanten Hochzeit stellte sich heraus, dass ihr zukünftiger Bräutigam Thomas Stanley nicht nur abgebrannt war, sondern sich auch in Wirtschaftsstrafsachen verstrickt hatte. Da er eine Selbstanzeige ablehnte, hatte Robin Stewart ihn angezeigt. Das bedeutete allerdings ebenfalls, dass ihr Großvater, der Chef über das Imperium, sie erst einmal aufs Abstellgleis schickte. In San Francisco durfte sie stundenweise in der Kanzlei ihres jüngeren Bruders Ian arbeiten.

In Äthiopien muss Sky Forster feststellen, das auf dem Konto seiner Stiftung kein Geld mehr ist. Er hatte die Stiftung mit dem Geld seiner verstorbenen Eltern gegründet und nun war sie ausgeblutet. Die Anwältin macht ihn keine Hoffnung, die Stiftung erhalten zu können. Sky verlässt Äthiopien und zieht bei Rosalynd, seiner Großmutter, in San Francisco ein.

Dort werden sich Robin und Sky begegnen.

Die Autorin hat eine spannende Liebesgeschichte geschrieben. Doch es geht nicht nur um die Beziehung zweier Menschen, sondern auch um ein brisantes politisches Thema.

Die Personen werden gut charakterisiert. Für Robin war bisher ihre Arbeit der einzige Lebensinhalt. Jetzt hat sie eindeutig zu viel freie Zeit. Das führt zu Langeweile und Frust.

Sky hat sein Leben dem Andenken seiner Eltern gewidmet. Was er selbst für sich wollte, spielte bisher keine Rolle. Nun muss er seine Zukunft neu ordnen.

Eine besondere Protagonistin ist Rosalynd. Sie ist Skys einzig verbliebene Verwandte. Die alte Dame weiß, was sie will, hat ihr Leben voll im Griff, sagt ihren Mitmenschen gehörig die Meinung, wenn es notwendig ist, und stößt sie durch manches Klischee auch einmal vor den Kopf.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Neben ernsten Szenen enthält er eine gehörige Spur Humor. So hat sich die Autorin für das erste Zusammentreffen ihrer Protagonisten etwas Besonderes einfallen lassen. Wer es genauer wissen will, muss die Geschichte lesen.

Robin und Sky würden sich im Normalfall am liebsten aus dem Wege gehen. Sie hält ihn für einen Sozialromantiker, er hat mit dem Thema Anwalt erst einmal abgeschlossen. Doch bald beginnt es zu knistern. Aber noch regiert die Vernunft.

Das Eingangszitat stammt aus einem Glückskeks und passt deshalb so gut, weil beide voreinander die dunklen Punkte ihres Lebens bedeckt halten. Im zweiten Glückskeks stand übrigens.

 

„...Die Wahrheit ist ein dunkler Schatten, über den man springen muss...“

 

Dann wird Sky von seiner Vergangenheit eingeholt. Im Internet kursieren Vorwürfe zu seiner Stiftung. Jetzt ist Robin in ihrem Element. Mit der Kanzlei im Rücken recherchiert sie die Vorgänge und setzt einen Trupp von Mitarbeitern in Bewegung. Was sie herausfinden, löst selbst bei mir als Leser Kopfschütteln aus. Sky möchte über das Geschehen möglichst den Mantel des Schweigens decken. Er wurde eiskalt ausgenutzt und betrogen. Doch Robin sieht das anders, wie das folgende Zitat beweist:

 

„...Ein Geschwür lässt sich ja auch nicht behandeln, in dem man ein Pflaster draufpappt. Da muss man schon den Eiterherd entfernen. Das ist eklig und tut weh, ist aber mittel- und langfristig die einzig sinnvolle Maßnahme...“

 

Die Geschichte thematisiert auf gekonnte Weise Recht und Unrecht. Es zeigt sich, dass viele Dinge zwei Seiten haben. Robin lernt, dass das Leben mehr ist als Arbeit und Sky muss erkennen, dass es solche und solche Anwälte gibt. Für beide ist es eine Zeit des Reifens und der Prüfung, aus der sie gestärkt hervorgehen.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Fakten über den Umgang mit Hilfsorganisationen und Stiftungen in Afrika allerdings haben mich zum Teil erschüttert. Persönliche Egoismus, Gier und Mafia ähnliche Strukturen kann manch gut Gedachtes ins Gegenteil verkehren.

Robin hat immer Halt gefunden bei ihrer Freundin Chiara. Die Worte, die Chiara Robin mit auf den weiteren Lebensweg gibt, sollen meine Rezension beenden:

 

„...Liebe Robin, vergiss es nicht: Dein Herz ist größer, als du denkst! Lass es schlagen für die, die du liebst, und mach es weit für die, die noch kommen mögen...“