Rezension

Liebesgeschichte und Familiengeheimnisse in Süditalien

Das Erbe von La Florentina - Anne Colwey

Das Erbe von La Florentina
von Anne Colwey

Bewertet mit 4 Sternen

Laura van Dyck ist Ende zwanzig, ihre geliebte Tante Harriet ist gerade gestorben, und sie hat mal wieder ihren Job als Köchin verloren, als ihr unerwartete Post ins Haus flattert. Laura fällt aus allen Wolken: Sie hat ein Weingut in der Nähe von Neapel geerbt! Das bringt sie ihrem Traum, ein eigenes Restaurant mit ihrer Freundin Fiona zu eröffnen, ein gutes Stück näher. Kurzentschlossen bricht sie nach Süditalien auf, um das Weingut schnellstmöglich zu verkaufen. Womit sie allerdings nicht gerechnet hat: Schnell wachsen ihr Landschaft, Weingut und die Menschen ans Herz, und vor allem ein ganz bestimmter Mensch droht ihr Herz zu erobern, obwohl sie doch eigentlich Gefühlen abgeschworen hat... 

Sehr schöne romantische Geschichte mit sympathischen Figuren, die einen mitleben und träumen lassen. Die Autorin versteht es, die wunderschöne Landschaft vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen zu lassen, wozu auch das sehr hübsch gestaltete Cover beiträgt. Ihr Schreibstil ist nicht unbedingt gehoben-literarisch, jedoch niemals platt oder seicht, einfach sehr eingängig und sehr gut zu lesen. Locker und flüssig gleitet die Geschichte dahin, ohne Längen zu besitzen, und die Autorin beschreibt geradezu liebevoll Landschaften und Menschen. Mir haben besonders (wie immer) die zwei Zeitebenen gefallen. Der Hauptteil wird aus der Sicht Lauras erzählt, doch Amalias Tagebuch, der Besitzerin des Weingut nach dem zweiten Weltkrieg, gibt ungemein tiefe Einblicke in die Ereignisse der damaligen Zeit. Amalias Erkenntnisse helfen Laura, Entscheidungen zu treffen und zu begreifen, wie alles zusammenhängt. An der einen oder anderen Stelle ging es mir allerdings eher zu schnell, und einige Geheimnisse bleiben auch im Dunkeln. Ich hätte zum Beispiel gerne noch mehr über Carls Vergangenheit erfahren, und auch der Meinungsumschwung Lauras kam mir etwas zu plötzlich. 

Die Protagonisten sind nicht unbedingt vielschichtig und komplex, aber dennoch haben sie Persönlichkeit. Laura möchte man manchmal schütteln und zur Vernunft bringen, aber so wie sie lernt ihre Mutter zu verstehen, versteht man auch ihre Entscheidungen besser einzuschätzen, wenn man die Hintergründe kennt. Sie macht durchaus eine Entwicklung durch und ringt mit sich und ist voller Zweifel, hält aber (zunächst) stur an ihrer Entscheidung fest. Dass sie dann aber Stärke und Mut beweist, spricht für ihren starken Charakter, und außerdem gefiel mir, dass sie nie ihren eigenen Traum, ein eigenes Restaurant zu eröffnen, aus dem Augen verliert. Natürlich liegt der Fokus sehr auf Laura und Matteo, ich fand aber sehr gut, dass nicht nur ihre Liebesgeschichte im Vordergrund steht, sondern auch das Familiengeheimnis und die Verstrickungen der beiden Familien van Dyck und Santoro eine sehr große Rolle spielen. Auch bei den Charakteren hätte ich mir mitunter ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht, letztlich jedoch tut das dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Es ist eine schöne Liebesgeschichte voller Sympathie für ihre Figuren. 

Fazit: Die Autorin beweist erneut, dass sie eingängige romantische Liebesgeschichten schreiben kann, die einen in eine andere Welt zum Träumen einladen. Sie bietet einige Stunden sehr gute Unterhaltung, lässt einen mit ihren Figuren mitleben und macht Lust auf Mehr!