Rezension

Liebevoll, aber leider etwas zu süss

Wie Himbeeren im Sommer - Cathy Bramley

Wie Himbeeren im Sommer
von Cathy Bramley

Eine Familie auf den Land, eine junge Frau mit Träumen aber ohne Plan, ein Haufen süsser Tiere und viel Gefühle. Auch wenn mir das Setting, die Grundidee und viele Details sehr gefallen haben, konnte ich mich nicht mit Freya identifizieren und war über kleinere Strecken etwas gelangweilt.

Grundsätzlich ist der Schreibstil schön, ein lockerer Erzählstil, der sich leicht und frisch liest. Was mich persönlich störte, war manchmal die Wortwahl: So vieles war mega süss und achso himmeljauchzend, die Gänse frohlocken und die Kühe grinsen... ich bevorzuge Schreibstile, in denen mir die Stimmung vermittelt, nicht einfach direkt beschrieben werden. Ich liebe es, Regen zu riechen, Schnee zu schmecken, die Wärme der Sonne zu spüren, der Wind in den Baumwipfeln und der herrliche Duft von frischen Kuchen durchs Haus ziehen. Hier war es zu oft der Fall, dass es eben regnete, schneite, die Sonne schien und die Tante frischen Kuchen zubereitet hat. Punkt. Das war schade, denn der blumige Schreibstil der Autorin zeigte deutlich das Potential, mit Worten eine Atmosphäre und Stimmung schaffen zu können.
Im Kontrast dazu, hatte der Roman an anderen Stellen leider seine Längen. Gerade wegen der ausführlichen Beschreibung gab es Durststrecken. Hübsche Szenen, aber eigentlich passiert kaum etwas und hilft nichts der Hauptgeschichte. Da werde ich gerne etwas ungeduldig, vielleicht meine Schuld.
Die Figuren waren sehr liebevoll zum Leben erweckt und ich konnte mir alle sehr gut vorstellen. Freya und einige ihrer Freundinnen waren mir jedoch viel zu kindisch. Ihre Reaktionen schwankten zwischen Prinzessin auf der Erbse zur Super Women, was sehr gekünstelt wirkte - eben wie direkt aus einem fiktiven Roman oder einer Hollywood-Komödie geschnitten. Ich denke, im echten Leben wäre ich wohl kaum mit ihr befreundet, obwohl wir trotzdem einige Gemeinsamkeiten hätten. Zum Beispiel liebe ich Teestuben mit Süssgebäck, Ausritte über grüne Hügel mit Blick auf weite Täler und lustige Augenblicke mit meinem Hund. Doch wenn sogar Kühe sich verliebt zuzwinkern wird mir das rosarote Landleben zu viel. Auch andere Personen fand ich unauthentisch: zum Beispiel ihr Vater, der sein komplettes Leben dem Erfolg und Geld zuschrieb und über Nacht der liebe Papa wird, der plötzlich zur Familie steht, aufs Land zieht und seinen ach so geliebten Anzug im Schrank lässt, obwohl zuvor ziemlich drauf rumgeritten wird, dass er ein materialistischer Stadtmensch ist, der kaum noch mit seinem Bruder, Onkel Arthur, redete und nie seit Kindheit daheim auf der Farm war. Eine weitere 180 Grad Wendung, die ich absolut nicht nachvollziehen konnte.
So sehr ich für Cupcakes und Früchte übrig hab - besonders Himbeeren, die zu meinen liebsten Früchten überhaupt zählen - so las ich im ganzen Roman nichts über Himbeeren im Sommer. Natürlich muss der Titel nicht wortwörtlich gemeint sein. Doch etwas mit dem Inhalt sollte dabei schon klingeln und das war hier meiner Ansicht nicht der Fall. Der Roman spielt über ein Jahr, wobei der Sommer nicht besonders heraussticht. An Himbeeren kann ich mich nicht erinnern und spielen auch keine spezifische Rolle, weswegen ich den Titel schlicht nicht verstehe. Ehrlich gesagt, finde ich ihn sogar leicht verwirrend, weil ich mich auf eine leichte Sommerlektüre freute deswegen und dann über eine zu rettende Farm im Herbst mit grossem Fest im Winter lese... naja Pech.
Unterm Strich eine sehr liebevolle Geschichte und ein Prachtexemplar dieses Genres, wer es mag. Mir ist es ein wenig zu süss geraspelt, die Charaktere zu gekünstelt oder kindisch. Trotzdem mochte ich die Lektüre, die quirlige Freundin und die liebe Tante von Freya, ich amüsierte mich über einige Gesprächsfetzen und liebe das Cover (so wenig es auch mit dem Inhalt zu tun hat). Nicht mein Favorit, aber vielleicht von jemand anderen....
 

2,5 / 5 Sterne