Rezension

Liebevoll, aber teils frustrierend

Ohne ein einziges Wort
von Rosie Walsh

Bewertet mit 4 Sternen

Ausgerechnet an einem Tag, der sonst für Sarah zu den schwärzesten des Jahres zählt, trifft sie auf Eddie, einen sympathischen und gutaussehenden Mann, mit dem sie spontan die nächsten Tage verbringt. Sarah ist sich sicher: Zwischen den beiden ist etwas Besonderes. Und auch Eddie scheint es nicht zu gefallen, dass er ausgerechnet so kurz nach ihrem Kennenlernen in einen lang geplanten Urlaub verschwindet. Aber es sind ja nur wenige Wochen und dann können sich die beiden wiedersehen. Doch dann meldet sich Eddie nicht aus dem Urlaub – und nach einiger Zeit vermutet Sarah das Schlimmste? Was steckt hinter Eddies Verhalten? Was hat die Vergangenheit damit zu tun? Und wie können ihre Freunde helfen, die alle mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben?

Rosie Walsh hat einen wirklich ergreifenden Roman geschrieben, der viele Themen aufwirft, über die man nachdenken kann. Die Grundzüge der Geschichte sind toll gemacht, man selbst kann auch nur spekulieren, was es mit Eddies Schweigen auf sich hat und die Autorin verwirrt den Leser geschickt mit Andeutungen, die man sich selbst zusammenstückelt, aber nicht weiß, ob man das Puzzle richtig zusammengesetzt hat.

Leider muss ich sagen, dass ich die hauptsächliche Passivität von Sarah nicht ganz verstehen kann. Es gibt mehrere Situationen, in denen ich als Leser nicht verstehen kann, warum sie nicht das offensichtliche tut und so wirkt es für mich, als habe die Autorin es absichtlich so gemacht, um die Spannung zu steigern beziehungsweise das Buch künstlich zu verlängern. Ich hätte mir gewünscht, dass es stärkerer Gründe geben würde, warum Sarah sich zum Beispiel nicht an Nachbarn wenden kann oder einfach mal mehr versucht, über Eddie herauszufinden.

Dennoch hat mir die Handlung gut gefallen und so kann ich über die seltsamen Stellen hinwegsehen. Eine große Freude war Rudi, der Patensohn von Sarah, der trotz seines jungen Alters oft die beste Beobachtungsgabe und die praktischsten Tipps von sich gab, wobei er dennoch manchmal naiv und simpel war – was aber vielleicht tatsächlich schneller zu einer Lösung geführt hätte.

Ich kann mir gut vorstellen, das Buch in einigen Jahren mit Freude erneut zu lesen, was für mich immer ein gutes Zeichen ist.