Rezension

Liebten wir, lieben wir, werden wir lieben?

Liebten wir
von Nina Blazon

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Kein ,Aber', Moira. Schöne Erinnerungen sind viel zu kostbar und zu zerbrechlich, um sie aufs Spiel zu setzen."
"Was gibt es zu verlieren?"
"Meine Vergangenheit", erwiderte Aino ernst. "Mich. Erinnerungen machen uns zu dem, was wir sind."
S. 336

 

Charaktere:
Mo (Moira) ist in den 20igern und sehnt sich nach einer intakten und liebevollen Familie. Sie ist Fotografin und hat dadurch gelernt alles und jeden genau zu beobachten und zu analysieren.
Leo ist Mos Freund.
Aino ist die alte verschrobene, ungeliebte Oma von Leos Familie. Doch ganz so verschroben und ungenießbar ist sie dann doch nicht.
Aarto lebt in Helsinki und hilft den beiden Mal mehr, mal weniger um mehr über die Vergangenheit von Ainos Freundin zu erfahren. So gleichgültig ihm vieles zu sein scheint, sind ihm die Gefühle anderer sehr wichtig.

 

Meine Meinung:
Das Geschehen in „Liebten wir“ wird aus der Ich-Perspektive von Mo erzählt. Gemeinsam mit ihr entdecken wir neue Details hinter Ainos Fassade und in ihrer Vergangenheit.  

Mos Familie ist zerrüttet. Ihre Mutter ist gestorben, als sie noch klein war. Als sie daraufhin bei ihrem Vater aufwächst, entfremdet sie sich von ihrer großen Schwester, da diese eifersüchtig auf die Zuwendung ihres Vaters ist, die bei Mo intensiver ausfällt. Zu ihrem Vater findet die Protagonistin Mo nie wirklich eine Verbindung. Mit nicht ganz 30 Jahren steht sie alleine da und wünscht sich nichts sehnlicher als ein liebevolles Familienleben. Umso mehr freut sie sich deshalb auf den Besuch bei Leos Familie. Doch dieser artet aus, wodurch sich Mo ungeahnterweise mit der alten Großmutter Aino auf einer Reise wiederfindet. Diese Reise führt sie nicht nur nach Helsinki, zu interessanten Charakteren, sondern auch in ihrer beider eigene Vergangenheit. So verschieden und genervt voneinander die beiden auch sind, genauso viel ergänzen sie sich.

Dies war mein erstes Buch von Nina Blazon - und definitiv nicht mein letztes. Denn ich war wirklich überrascht von dem tollen Schreibstil. Schon auf den ersten Seiten vermittelt sie sehr viel Gefühl und ein umfassendes Bild von Mos Familiensituation. Die Lebenssituation von Mo und ihre Empfindungen waren sehr präsent. Über das ganze Buch hinweg schafft die Autorin es, mich zu rühren, zu empören und auch, was ich bei dieser Art der Geschichte nicht gedacht hätte, zu täuschen.

In diesem Buch geht es um Familie und Liebe. Es werden die Fragen aufgegriffen, wie wichtig uns unsere Vorfahren und momentane Familienmitglieder sind und auch, wie nahe Liebe und Freundschaft beieinander liegen.

Das Ende der Geschichte ist sehr gefühlvoll, so wie sie selbst, und rührend. Außerdem finde ich es realistisch, dass die Protagonisten nicht plötzlich glücklich sind, sondern die letzten Seiten eine Hoffnung darauf sind, dass sie glücklich und zufrieden werden (können).

 

Fazit:
Eine Reise nach Helsinki ist für die beiden Protagonisten auch eine Reise in ihrer Vergangenheit. Mit einem sehr gefühlvollen Schreibstil kreiert Nina Blazon eine Geschichte, die den Leser zur Herzen rührt, schockt oder auch ein Schmunzeln entlockt.