Rezension

Liefert reichlich Diskussionsstoff

Ich blogg dich weg!
von Agnes Hammer

Bewertet mit 4 Sternen

Julie gehört zu den beliebtesten Mädchen auf ihrer Schule. Doch damit zieht sie auch den Neid anderer auf sich. Plötzlich erhält sie E-Mails, in denen ihr gedroht wird und wenig später erscheint auf einem bekannten Portal ein Fake-Profil von ihr. War es zunächst nur eine Person, die sie dort bloßgestellt hat, so schließen sich nun mehr und mehr Jugendliche an und die Situation wird immer unangenehmer für Julie. Wer steckt hinter dieser fiesen Mobbing-Attacke und was kann Julie tun, damit dieser Albtraum ein Ende nimmt?

Mit „Ich blogg dich weg!“ weißt Agnes Hammer auf eine neue Form des Mobbing hin: das Cyber-Mobbing. Ich finde es sehr gut, dass das Thema Mobbing – speziell Cyber-Mobbing – so angesprochen wird. Wir haben es jedoch noch nicht mit dem härtesten Fall in diesem Buch zu tun, denn das Opfer ist ja eher beliebt und kann sich an Freunde und Familie wenden. Wie oft ist es jedoch in der Realität der Fall, dass die Opfer aus Angst wirklich gar nichts sagen oder sogar keine Ansprechpartner haben? Da kommen wir auch zu dem ersten kleinen Kritikpunkt: vielleicht wäre ein Lehrer als Ansprechpartner von Julie gar nicht schlecht gewesen? Das Buch zeigt ja deutlich, dass man sich Hilfe holen muss, bevor es schlimmer wird. Einige der Handlungsstränge waren meiner Meinung nach am Ende nicht ganz abgeschlossen. Das Ende selbst fand ich ein wenig langweilig, was wohl auch daran lag, dass ich bereits nach kurzer Zeit einen Verdacht hatte, der sich dann schlussendlich auch bewahrheitete.

Den Schreibstil fand ich gut, der heutigen Zeit und dem Geschehen auch sehr angemessen. Die Autorin erzeugt durchweg Spannung, indem sie die ein oder andere Finte legt. Zudem zeigt die den Lesern interessante Einblicke in das Opfer, die Helfer, den Täter und die Mittäter. Man konnte sich teilweise sehr gut in die Personen hineinversetzen und hat so einen Rundumblick der Situation gehabt.

Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich aus den Perspektiven von Julie, Sebastian, Jasmina, Lisa und Ela. Julie ist nicht gerade das typische Opfer. Sie ist beliebt und zieht damit auch den Neid anderer auf sich. Als sie die ersten Mails erhält handelt sich natürlich „falsch“ bis es dann soweit kommt, dass es sie runterzieht und sie sich nicht mehr in die Schule traut. Sie handelt teils naiv und ist leicht zu durchschauen. Sebastian ist der nette Typ, der sich seinen Gefühlen nicht sicher ist. Er tritt sehr hilfsbereit auf. Die beiden Mädchen Jasmina und Ela sind neidisch auf Julie. Jasmina, weil sie schon seit Jahren im Schatten ihrer besten Freundin steht und Ela, weil diese glaubt, Julie hätte es auf Sebastian abgesehen. Ja, diese beiden Mädchen geben schon einmal ein gutes Täter-Profil ab, doch auch Lisa reiht sich in diesen Kreis ein. Einfach weil sie anders ist und mit ihrem Look komplett aus dem Rahmen fällt. Insgesamt betrachtet sind die Charaktere alle recht klischeehaft und sie handeln meist auch so. Bei einigen hat man den Eindruck sie können sich nicht richtig entwickeln und bleiben daher ein wenig blass, auch wenn man einen Teil des Geschehens aus ihrer Perspektive erfährt. Mehrere Personen rücken in den Kreis der Verdächtigen, mal mehr, mal weniger deutlich.

Ich finde, dass „Ich blogg dich weg!“ in der Schule gelesen werden sollte, da das Buch das Cyber-Mobbing aufgreift, eine Form des Mobbings, bei der es den Tätern erlaubt ist anonym zu bleiben. Es zeigt auf der einen Seite natürlich, dass Mobbing immer falsch ist, egal in welcher Form. Auf der anderen Seite wird aber auch deutlich gemacht, dass sich das Opfer Hilfe suchen muss, bevor Schlimmeres passiert oder es sogar zu spät ist. Das Buch regt zum Nachdenken an und kann sicherlich für reichlich Diskussionsstoff sorgen!