Rezension

Linnas persönlicher Alptraum

Lazarus - Lars Kepler

Lazarus
von Lars Kepler

Bewertet mit 5 Sternen

Seit Jahren ist Joonna Linna auf der Jagd nach Jurek Walter gewesen, bis er anscheinend vor Jahren bei einem Polizeieinsatz getötet wurde. Doch wie erklären sich die dann die vielen Morde, die in letzter Zeit eine grausame Linie durch Europa ziehen? Die Getöteten waren alles keine Unschuldslämmer, sondern haben mit ihren Taten selbst Angst und Schrecken verbreitet. Sieht sich da jemand als Gerechtigkeitsengel, der die Welt von „Unrat“ säubern will? Für Joonna Linna sieht es nach Taten aus, die nur Jurek Walter begangen haben kann, besonders ab dem Moment, als der Schädel seiner toten Ehefrau bei einem Grabschänder gefunden wird. Joonna versteckt seine Tochter, und obwohl niemand seine Gedanken teilt, macht er sich auf die Jagd nach Jurek, doch der hat sich gerade erst wieder warm gemacht, denn das Morden geht weiter. Kommt es endlich zum Showdown zwischen Joonna und der Bestie Jurek?

Das Autorenduo Lars Kepler legt mit dem Buch „Lazarus“ den 7. Fall ihres Ermittlers Joonna Linna vor, der die Hatz nach dem Serienmörder Jurek Walter fortführt und die gleichbleibend die Spannung der Vorgänger auf hohem Niveau hält. Der Schreibstil ist flüssig, fesselnd und rasant und erzeugt eine düstere Stimmung, die sich auf den Leser sofort überträgt. Die Autoren haben ein geschicktes Händchen dafür, den Leser schon von Beginn an wie eine Spinne einzufangen und die Gänsehaut zum Dauerzustand zu machen. Die besonders persönlichen Verbindungen von Linna zu Walter geben dabei zusätzlich Spannung, denn die Jagd geht bereits über Jahre und Jurek hat es vor allem auf die Aufmerksamkeit von Joonna abgesehen, die ihn immer wieder antreibt. Die Ermittlungen sind fast minutiös geschildert, der Leser ist hautnah dabei, wenn immer mehr Tote geborgen werden, die unter den grausamsten Methoden ihr Leben verloren haben. Durch geschickte Wendungen bleibt der Fall bis fast zum Ende wieder undurchsichtig: alles ist möglich, nichts scheint so, wie es sich darstellt.

Die Charaktere wurden im Laufe der Jahre immer weiter entwickelt, und wer die Serie bereits kennt, der fühlt sich ihnen sofort wieder verbunden. Joonna Linna ist ein Mann, der sich von nichts ablenken lässt, seinen Gegner bereits lange studieren konnte und weiß, dass dieser ihn ganz persönlich treffen will. Er ist zäh und ausdauernd, aber er besitzt auch das nötige Einfühlungsvermögen für seine Kollegen und die Opfer. Jurek Walter ist wie ein unbesiegbarer Geist, immer eine nasenlänge voraus, ein Chamäleon, dass für andere wie der nette Nachbar wirkt, dafür umso gefährlicher ist aufgrund seiner dunklen und grausamen Seite.

„Lazarus“ ist wieder einmal ein psychologisch geschickt geschriebener Pageturner, an dessen Seiten man kleben bleibt und wie im Fieber mit Linna auf die Jagd geht. Verdiente Leseempfehlung!