Rezension

Lisas Entscheidung

Alles wird gut - Sonja Dengler

Alles wird gut
von Sonja Dengler

Bewertet mit 4 Sternen

„...Sie war lieber alleine, sie war gerne Einzelgängerin, und sie wusste, dass sie ein gute Vorgesetzte abgeben würde, denn ihre Arbeitsdisziplin lag weit über dem Durchschnitt...“

 

Zwei Frauen und zwei unterschiedliche Lebensentwürfe bestimmen das Buch. Beide arbeiten in einer Redaktion. Dort wird die Stelle der Abteilungsleiterin frei. Sowohl Sandra, als auch Lisa hoffen auf diesen Posten.

Lisa lebt für ihren Job. Obiges Zitat charakterisiert sie treffend. Sandra ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ihr Mann Michael hilft ihr im Haushalt und bei der Kindererziehung.

Die Autorin hat einen bemerkenswerten Roman geschrieben. Dabei ist das Buch keine leichte Kost. Das beginnt schon damit, dass die Rückblenden konzentriertes Lesen erfordern. Sie unterbrechen den Lesefluss und den zeitlichen Ablauf.

Die Arbeitsatmosphäre in der Redaktion würde ich als unterirdisch bezeichnen. Heiko, der Chef, spielt die Kollegen gekonnt gegeneinander aus. Was er heute verspricht, ist morgen nicht mehr wahr. Der Umgangston im Team ist weder von Rücksichtnahme noch von Achtung geprägt. Heikos Wahlspruch lautet:

 

„...Wenn jeder gegen jeden kämpft und dabei ums eigene Überleben ringen muss, hat keiner Zeit, an meinen Stuhl zu sägen, geschweige denn, eine Intrige gegen mich anzuzetteln...“

 

Das strahlt auch auf die häusliche Verhältnisse aus. Um den Posten zu bekommen, macht Sandra die Nacht zum Tag. Das Familienleben bleibt auf der Strecke.

Als Lisa zu einer Fortbildung geschickt wird, bekommt ihr Leben plötzlich eine neue Facette. Sie lernt Ulrich kennen. Jetzt spielt die Arbeit nur noch die zweite Geige.

Plötzlich gewinnt ein Thema in der Handlung zunehmend an Bedeutung. Es geht um Schwangerschaftsunterbrechung. Während Lisa hin- und hergerissen ist, wie sie sich verhalten soll, recherchiert Sandra im Netz nach Fakten. Allerdings ist es ihr Mann Michael, der im Gespräch mit ihr auf den Kernpunkt kommt. Es waren in erster Linie die Frauen, die eine Änderung des Paragraphen 218 wollten.

Die Autorin wirft ebenfalls einen sehr kritischen Blick auf die Schwangerschaftsberatungsstellen. Auffallend ist Ludmillas Zynismus. Sie leitet eine solche Stelle:

 

„...Frauen wollten unbedingt etwas haben, und wenn sie es dann bekommen haben, gefällt es ihnen nicht mehr!...“

 

Lisas Geschichte ist einem realen Fall nachempfunden. Das Thema ist wichtig, und doch gibt es ein paar Stellen im Buch, die mich beklommen zurücklassen. So dürfte es keine zu empfehlende Lektüre sein für Frauen, die keine Kinder bekommen können. Das hängt auch mit der einen oder anderen Bemerkung im Buch zu kinderlosen Paaren zusammen. Hier fehlt mir ein differenzierter Blick.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.