Rezension

Lohnenswert und anders

Was ein Mann ist - David Szalay

Was ein Mann ist
von David Szalay

Eine absolut lohnenswerte Lektüre. Nicht weil sie so großartig unterhält, sondern weil sie zum Nachdenken anregt. Über Männer, über Frauen, über Menschen, Wünsche, Ziele und Lebenspläne.

Was ist ein Mann?

Man möchte sagen, hoffentlich ein bisschen glücklicher, zufriedener, einfach mehr, als das was David Szalay beschreibt. In neun Erzählungen – jede rund 50-60 Seiten stark erzählt er Episoden aus dem Leben verschiedener Männer, wobei in jeder neuen Szenerie der Protagonist einige Jahre älter ist als der vorherige, so dass im Verlauf des Buches der Anteil der einfließenden Lebensgeschichten in die aktuellen Geschehnisse ansteigt. Gemeinsam haben alle, dass sie unterwegs sind, sowohl physisch als auch psychisch. Jede der in den Mittelpunkt gestellten Personen ist Europäer, jeder bewegt sich innerhalb Europas, um etwas zu erledigen, etwas zu suchen, um etwas zu entgehen oder etwas oder jemandem zu begegnen.

Aber es sind nicht die Männer, die man  - mal ganz plakativ – als Aushängeschilder – benutzen würde, um zu erklären, was ein Mann ist, wie ein Mann ist. Oder doch? Ist nämlich das, was wir GLAUBEN, wie ein Mann ist, nur das wie ein Mann sein soll – aus Sicht der Frauen, aus Sicht der Medien, der Gesellschaft, der Politik?  Aus Sicht der anderen Männer, aus Sicht des Mannes auf sich selbst? Jeder ein Alphatier, selbstsicher, erfolgreich, geradlinig – männlich? Aber vielleicht ist das nur eben das seit - Jahrtausenden – etablierte, eingefahrene Bild: Männer Jäger, Frauen Sammler, boys blue, girls pink. Und das stimmt eben einfach nicht. Und hier regt Szalays Buch zum Nachdenken an. Was sind das für Männer, von denen er berichtet, sind sie die Ausnahme oder die Regel, oder ist auch das egal? Denn sie sind – einfach Männer. Das menschliche Wesen mit der Chromosomenkombi XY statt XX. Biologie.

Jeder anders, einzigartig. Wobei er sich schon auf die etwas verkrachten Existenzen konzentriert, also sagt uns das Buch vielleicht eher, auch so können Männer sein, es gibt auch solche. Keine Vorbilder, keine geeigneten role models für wen auch immer. Männer sind auch scheiternde Menschen, und das hat nicht unbedingt etwas mit dem Geldbeutel zu tun, sondern mit Beziehungen, der Sicht auf sich selbst, ihrer Emotionalität, ihrem Beruf, ihrer Herkunft. Das was sie sein möchten unterscheidet sich von dem was sie sind nicht selten. Wunschdenken versus Realität par excellence.

Fazit: eine absolut lohnenswerte Lektüre. Nicht weil sie so großartig unterhält, sondern weil sie zum Nachdenken anregt. Über Männer, über Frauen, über Menschen, Wünsche, Ziele und Lebenspläne.