Rezension

Lolita

Lolita - Vladimir Nabokov

Lolita
von Vladimir Nabokov

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Der vierzigjährige Humbert hat eine krankhafte Faszination für junge Mädchen. Er kann sich dem Charme von kleinen „Nymphchen“, wie er sie liebevoll nennt, einfach nicht entziehen. Als er Bekanntschaft mit der zwölfjährigen Lolita macht, wächst seine Sehnsucht ins Unermessliche. Um Lolita bei sich zu wissen, heiratat er ihre Mutter. Als diese auf tragische Weise ums Leben kommt, sieht Humbert sich am Ziel seiner Träume. Er nimmt Lolita in seine Obhut und fährt mit ihr von nun an quer durch Amerika. Die kleine Lolita wird zu seiner Geliebten und die frühreife Zwölfjährige weiß dies durchaus auszunutzen. Als Humbert sich zunehmend in seine Gefühle für Lolita hineinsteigert und anfängt, sie nahezu wahnhaft zu vergöttern, nimmt das Unheil jedoch seinen Lauf…

Meinung:

Vladimir Nabokovs Roman ist mit Sicherheit keine leichte Kost und auch kein Buch für zwischendurch. Die Geschichte, die dem Leser als Rückblende aus Sicht von Humbert erzählt wird, ist auf der einen Seite tabubehaftet, erschreckend, abstoßend und nahezu angsteinflößend, auf der anderen Seite aber auch total faszinierend, emotional und berührend.

Der Schreibstil ist meiner Meinung nach ganz hohe Kunst. Der Sprache ist sehr reichhaltig, bildlich und voll von Metaphern und künstlerischen Umschreibungen. Trotz einiger etwas langatmiger Passagen lässt sich das Buch relativ schnell und flüssig runterlesen. Allerdings musste ich beim Lesen einige Pausen machen, um die doch sehr schwere Thematik zunächst etwas sacken zu lassen.

Als Leser taucht man Schritt für Schritt in Humberts kranke Fantasiewelt ein. Während er sich zunächst danach sehnt, Lolita näher zu kommen, sie zu berühren, mit ihr zusammen zu sein, steigert sich sein Verlagen im Verlauf der Geschichte zu einem regelrechten Wahn. Humbert möchte Lolita besitzen. Er überwacht, kontrolliert und manipuliert sie. Sie gehört ihm und seine Eifersucht und seine Verlustängste nehmen nahezu paranoide Ausmaße an.

Auf der einen Seite ist es erschreckend, schockierend, zum Teil fast schon ekelerregend, von welchen krankhaft pädophilen Fantasien sich Humbert leiten lässt und wie er immer wieder versucht, sein Verhalten zu rechtfertigen, auf der anderen Seite spürt man aber auch, wie sehr er leidet, wie zerissen er ist von seinem Verlangen und wieviel Schmerz in ihm steckt. Ich denke, die Geschichte zeigt eindrucksvoll, was für furchtbare Fantasien in den Köpfen von Pädophilen so herumgeistern, verdeutlicht aber auch, mit was für einem immensen Leidensdruck diese Störung verbunden ist. An der ein oder anderen Stelle kann man fast schon Mitleid mit Humbert bekommen.

Manchmal hätte ich mir gewünscht, man würde auch einen kleinen Einblick in Lolitas Sichtweise bekommen, aber in der Geschichte bleibt sie für den Leser leider nur das geheimnisvolle kleine „Nymphchen“, dessen Gedanken und Gefühle sich nur erahnen lassen. Wahrscheinlich macht gerade das die Geschichte aber auch aus.

Fazit:

Für mich persönlich ein Meisterwerk, vor allem auf sprachlicher Ebene. Allerdings auch eine sehr schwierige Thematik und für zartbesaitete Leser wahrscheinlich eher ungeeignet.