Rezension

Lotterleben der Kardinäle …

Die nackten Masken - Luigi Malerba

Die nackten Masken
von Luigi Malerba

Bewertet mit 5 Sternen

Rom, 2. Dezember 1581, Papst Leo X. ist tot. Das Kardinalskollegium muss sich zur Neuwahl versammeln, lässt sich aber reichlich Zeit und findet lange keinen Nachfolger. Schließlich einigte man sich auf einen abwesenden flämischen Kardinal, den die Mehrheit überhaupt nicht kannte. Es ist Adrian von Utrecht, der sich dann Hadrian VI. nannte. Die Wahl kam beim Volk nicht gut an und auch die Kleriker mussten bald feststellen, dass sie unter dem neuen Papst und seinen Reformen ihr lasterhaftes Lotterleben nicht mehr so unverhohlen weiterführen konnten. Besonders Kardinal Cosimo Rolando della Torre mit seiner hübschen rothaarigen Palmira bekamen das zu spüren …

Luigi Malerba (geb. 1927 in der Provinz Parma, gest. 2008 in Rom) war ein italienischer Schriftsteller, Journalist und Drehbuchautor. Er schrieb zahlreiche Romane und Erzählungen, sowie Hör- und Fernsehspiele. Gemeinsam mit Umberto Eco und anderen gründete er die Schriftstellervereinigung „Gruppo 63“. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und weltweit veröffentlicht.

In „Die nackten Masken“ (Le maschere, 1994) erzählt uns der Autor phantasievoll ausgemalt über das Leben in Rom und im Vatikan in der Spätrenaissance, ohne jedoch vom geschichtlich überlieferten Hintergrund abzuweichen. Machtkämpfe, Verbrechen und Korruption waren an der Tagesordnung, Scheinheiligkeit und Aberglauben spielten eine nicht unbedeutende Rolle. Wir nehmen teil am bunten Leben der Stadt, erfahren viel über das sündhafte Treiben des Klerus, der selbst vor Mord nicht zurückschreckt, und erleben, wie die Bevölkerung mit der herrschenden Pest und Armut umgehen musste.

Der Schreibstil des Autors ist nicht ganz einfach, hat man sich aber erst mal daran gewöhnt, entdeckt man viel Witz, Ironie und Satire zwischen den Zeilen. Ein Vergleich mit den heutigen Zuständen dürfte dabei durchaus gewollt sein, denn manche Leute verstecken sich gerne hinter Masken, doch reißt man ihnen diese runter, bleibt nur die nackte Wahrheit übrig. Obwohl der Roman das sündige Leben, das Kurtisanentum und die Heuchelei der Kirchenoberen heftig anprangert, ist er in keiner Weise als religionsfeindlich zu bezeichnen.

Fazit: Ein intelligent geschriebener Renaissance-Krimi für den geschichtlich interessierten Leser.