Rezension

Lou, die Sehnsucht nach Freiheit und das Erwachsenwerden

Tanz des Vergessens - Heidi Rehn

Tanz des Vergessens
von Heidi Rehn

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waldzell

Veröffentlicht am 15.06.2017

Lou, die Sehnsucht nacch Freiheit und das Erwachsenwerden

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Wahnsinnig gut recherchiert1 Man fühlt sich gleich mitten in die Situation, Februar 1919 in München, hineinversetzt. Heidi Rehn und ihr Schreibstil gefallen mit immer wieder. Auch die Politik, Räterepublik, die Sehnsüchte und Wünsche der Leute damals sind toll beschrieben. Die Charaktere kann man sich richtig vorstellen und neben ihnen herlaufen. Für Münchner oder Münchenfans ist sehr schön, daß man auch heute noch auf Lous Spuren durch München gehen kann, das gleiche gilt sicher für die Berliner Zeit.
Alle Charaktere erscheinen mir sehr glaubhaft, nur mit Lou hatte ich so meine Schwierigkeiten. Einerseits erscheint sie mir sehr kindlich naiv, sie tanzt zum Beispiel um Curds Grab herum und kommt auch ziemlich leicht zumindest vordergründig mit dem Tod von Curd zurecht, andererseits wirkt sie auch ziemlich ausgebufft auf mich, siehe die Adoption und grundsätzlich auch ihre Vorliebe für das Ausgehaltenwerden von Männern, ihre Geldquelle, ihren Beruf hat sie ganz leicht hintan gestellt und erst Wilma und Judith bringen sie wieder auf Vordermann. Das sie zuletzt noch einmal auf eine große Liebe trifft, ist der Glückstreffer für sie, den sie jetzt hoffentlich festhält.
Insgesamt wieder sehr lesenswert. Das Buch bietet ein hervorragendes Bild der Zeit um 1920 in München und Berlin. Sogar Hitlers Anfänge und wie er die Massen anzieht, wird sehr schön dargestellt.