Rezension

Lou nach Will

Ein ganz neues Leben
von Jojo Moyes

Dieses Buch ist die Fortsetzung von "Ein ganzes halbes Jahr", das mit Wills Selbstmord endete. Das ist nun anderthalb Jahre her, und Lou trauert noch immer. Nach einigen Reisen hat sie sich zwar vom Erbe eine eigene Wohnung in London gekauft, doch wieder hat sie einen ungeliebten Job und keine Perspektiven. Louisa fühlt sich leer, hat keinen Antrieb, sieht keinen Sinn: Sie ist depressiv. Durch eine überraschende Begegnung wird sie aus ihrer Lethargie gerissen und gefordert. Das führt sie an den Rand ihrer Kräfte, rüttelt sie aber auch auf. Ihre Sorge um Lily macht sie wach, doch kann sie auch wieder Lebensfreude und eine Zukunft für sich selbst entwickeln?

Dieses Buch hat Depressionen und Trauerbewältigung zum Thema; es kann also nicht locker-leicht daherkommen. Auch eine so tiefe anrührende Beziehung wie im ersten Band ist noch nicht möglich. Damit enttäuscht es viele Leser, die eine romantische Fortsetzung wünschen. Für mich punktet es durch eine einfühlsame Betrachtung des Trauerprozesses. Wie bei Moyes üblich gibt es auch viele unterhaltsame humorvolle Szenen. Diese finde ich zum größten Teil witzig, allerdings halte ich die Emanzipationsbestrebungen von Lous Mutter für überzeichnet. Unrealistisch ist auch die Tatsache, dass Lily Lou findet: Natürlich kann sie im Internet ihren Namen entdeckt haben, aber wohl kaum die Adresse. Auch der Aufbruch von Lou ist für mich nicht überzeugend: Hätte sie ihre Ausbildung begonnen, wäre das ein echter Neuanfang, aber was ist so überwältigend an einer Stelle als Haushaltshilfe - nur der Arbeitsort? Das kann ich nicht nachvollziehen. Und so muss ich bei diesem Buch ein paar Abstriche machen. Es ist für mich dennoch gute, solide Unterhaltung, mit einem positiven Ansatz für ein ernstes Thema.