Lou wollte Ordnung in ihre Erinnerungen bringen.
Bewertet mit 4 Sternen
Über drei Monate hinweg an drei verschiedenen Standorten dreier Länder findet die Hauptperson Lou wichtige Informationen zu Vorfahren ihrer jüdischen Familie, alles Russlanddeutsche aus der Sowjetunion. Diese Zeit verhilft ihr zu einem besseren Selbstverständnis. Geht es zunächst im Juli um ihre kleine Familie inclusive Müttern in Berlin, folgt sie im August mit ihrer Mutter und Tochter Rosa einer Einladung zum Familientreffen auf Gran Canaria anlässlich Mayas Jubiläum, dem 90. Geburtstag. Dieser Verwandten reisen extra aus Israel an und Erinnerungen über die Kriegsereignisse und das Überleben der jüdischen Vorfahren in Russland zwischen 1941 und 1945 werden meist als Lügen enttarnt. Nicht nur um der Wahrheitsfindung willen reist Lou alleine weiter nach Israel, begibt sich in Jerusalem, Haifa und Tel-Aviv auf Spurensuche. Im Archiv der Yad-Vashem-Holocaust-Gedenkstätte findet sie viele Wahrheiten, auch endlich Antworten ihrer dortigen missgünstigen Verwandtschaft. Ein Roman mit Tiefgang in ausdruckstarkem Schreibstil:
»Wir geben uns so viel Mühe für eine Religion, obwohl wir nicht an Gott glauben, für eine Vergangenheit, an der kaum etwas gut war, für eine Zukunft, die maximal ungewiss ist, und für eine Identität, die wir selbst nicht mehr verstehen. .«
»Deutschland hat es nicht geschafft, unsere Familien auszurotten, aber die Sowjetunion hat es geschafft, dass sie alles vergessen haben, dass kaum noch etwas übrig geblieben ist.«