Rezension

Loyalität statt Diversität

Schwarzpulver - Laura Lichtblau

Schwarzpulver
von Laura Lichtblau

Bewertet mit 3 Sternen

Zu Beginn ahnt man noch nicht, wo die Geschichte führt. Elisa, genannt Burschi, eine der Hauptfiguren, leistet einem älteren Ehepaar regelmäßig Gesellschaft. Charlie jobbt bei einem Musiklabel, das sich auf Rap-Songs spezialisiert hat. Nur bei seiner Mutter Charlotte wird man stutzig, die Scharfschützin einer Bürgerwehr ist.

Nach und nach merkt man, dass noch mehr im Argen liegt. Die Autorin macht das sehr subtil. Statt gleich eine bedrohliche und düstere Atmosphäre zu schaffen, erzählt sie geradezu heiter und lakonisch, was den Protagonisten in der Berliner Republik, die von einer rechtspopulistischen Partei regiert wird, widerfährt.

Vielleicht liegt es gerade daran, dass mir ihre Schicksale nicht so nahe gingen, wie ich es erhofft hatte. Dabei ist die Art und Weise, wie das Anderssein systematisch eliminiert wird, durchaus beängstigend. Einzig Charlotte, die ihren erfolglosen Beruf als Keramikerin aufgegeben und sich einem „zielführenden“ Leben verschrieben hat, jedoch immer wieder von Zweifeln geplagt wird, weckte mein Interesse und hielt mich bei der Stange. Bemerkenswert ist die unkonventionelle Sprache der Autorin, ihre Experimentierfreude und originellen Metaphern („... ich würde alles tun, um die Wasserwerke in Lieses Augen zum Versiegen zu bringen, ...“). Das Buch erscheint mir mehr wie ein lyrisches Experiment, in der die Botschaft etwas untergeht.