Rezension

Lucky und die Leinenhunde

Survivor Dogs. Die verlassene Stadt - Erin Hunter

Survivor Dogs. Die verlassene Stadt
von Erin Hunter

Lucky ist ein Straßenhund und wurde als solcher gefangen und in ein Tierheim gesteckt. An seine ehemaligen Besitzer kann er sich nicht mehr erinnern. Dort hat er in Sweet eine Freundin gefunden, mit der er sich sehr gut versteht.
Als eines Tages die Erde bebt, werden sehr viele Gebäude zerstört. Auch die Käfige sind davon betroffen. Lucky und Sweet gelingt es, sich aus ihrem zu befreien und zu flüchten. Viele hatten leider keine Gelegenheit dazu, denn sie kamen bei dem Beben ums Leben.
Die Langpfoten, die sie bislang betreut hatten, waren verschwunden, niemand kümmerte sich um die Tiere.
Sweet, die ihr Leben lang ein Rudelhund gewesen ist, kann sich an den Gedanken, ein Einzelhund zu sein, nicht anfreunden und so trennen sich Lucky und Sweet nach kurzer Zeit. Lucky will für sich sein und nur für sich sorgen und Sweet will sich einem Rudel anschließen.

Kurze Zeit darauf trifft Lucky auf ein gemischtes Rudel, alles Hunde, die vorher ihr Leben bei den Langpfoten fristeten, von ihnen verwöhnt wurden und nicht in der Lage sind, allein im Leben und ohne ihre menschlichen Bezugspersonen klarzukommen. In diesem Rudel findet er auch seine Schwester Bella wieder, die aus dem selben Wurf stammt wie er. Es ist ein absolut unkoordinierter und chaotischer Haufen. Lucky will mit ihnen eigentlich nichts zu tun haben, aber er erkennt, dass er, wenn er mit erhobenem Schwanz weiter durchs Leben gehen will, ihnen helfen muss. So beschließt er, weiterzuziehen, wenn er es geschafft hat, dass sich dieses Hunderudel allein versorgen kann ...

Lucky ist ein Golden Retriever, der das Herz am rechten Fleck hat.
Er ist ein Einzelgänger, aber aus Kameradschaft lässt er sich darauf ein, eine Horde von Leinenhunden, die er im stillen als verhätschelt, zahm, dumm und nutzlos ansieht, zu unterrichten, wie man überleben kann. Da die Langpfoten vor dem Beben bereits verschwanden, sind die Hunde nun auf sich gestellt. Niemand, der ihnen eine Dose öffnet, der sie streichelt, ihnen frisches Wasser hinstellt oder mit ihnen spielt. Sie sind sich selbst überlassen, wurden vergessen oder bewusst zurückgelassen. Die Hunde begreifen es nicht, wollen sich nicht aus der Gegend wegbewegen, in der Hoffnung, ihre Langpfoten kommen wieder und holen sie. Und überall lauern Gefahren, sei es das Wasser, das plötzlich nicht mehr klar und rein im Fluss plätschert, seien es andere feindlich gesinnte Hunde.

Es ist ein fantastisches Buch, das hervorragend zeigt, dass man gemeinsam mehr schafft, als ein Einzelner.
Lucky, der immer ein Ziel vor Augen hat, nämlich wieder seiner Wege zu gehen, bleibt doch solange, wie er gebraucht wird.
Man begegnet unter den verschiedenen Hunderassen auch den unterschiedlichsten Charakteren. Es gibt die misstrauischen, die ängstlichen, die rechthaberischen, den verschlagenen, den bösartigen, aber auch den Hund mit Führungsqualitäten.

Dieses Hunderudel, das sich durchweg an die Langpfoten orientierte, soll unter Anleitung lernen, sich selbst zu versorgen. Aber eigentlich wollen sie es nicht. Gefahren lauern überall, wie sollen sie das schaffen? Ist es nicht besser zu warten, bis sich alles wieder eingerenkt hat und ihre Langpfoten wiederkommen?
Es müssen schwerwiegende Entscheidungen getroffen werden und es stellt sich die Frage, können sie einander vertrauen?

Die Geschichte ist einfach und verständlich erzählt. Ich hatte das Gefühl, die Hunde vor mir zu sehen, so lebensnah und echt sind sie beschrieben. Man hat das Gefühl, man würde sie direkt kläffen hören.

Ein wunderschönes Jugendbuch ab einem Alter von 10 Jahren, das nicht nur dieser Altersklasse Spaß beim lesen bereitet.
Erin Hunter scheint ein ausgesprochen glückliches Händchen für Tiere zu haben, denn nach den Katzen und Eisbären kommen jetzt die Hunde zu Wort.
Eine ebenso faszinierende Idee, die wieder wunderbar umgesetzt wurde.