Lügen, Intrigen und Machtspiele
Bewertet mit 4 Sternen
Ein Buch, in dem „Die Tribute von Panem“ auf „Avatar – Der Herr der Elemente“ trifft? Mit tödlichen Wettkämpfen, politischen Intrigen und Elementar-Magie? Dieser Mix machte „Eislotus“ für mich zu einem Must-Read. Ein weiterer Pluspunkt ist die wunderschöne Gestaltung der Erstauflage. Cover und Farbschnitt sehen einfach wunderschön aus.
In einer Welt, in der Seelenbücher Macht über die Elemente verleihen, reist die Wassergesandte Nara zur Akademie der vier Reiche. Dort entscheidet ein erbarmungsloser Wettkampf, wer künftig über die begehrten Buchbinder herrscht. Als Gesandte des Wassers tritt Nara an, um mit Hilfe der Buchbinder ihre Heimat zu retten.
„Wasser findet seinen Weg. Für Nara bedeutete dieser Satz Hoffnung. Die Aussicht darauf, am Ende an dem Punkt zu sein, den der Mond für sie vorsah. Für ihre Gegner war er eine Drohung. Das Versprechen, von einer Welle überrollt zu werden, ganz gleich, wie sehr sie sich auch wehrten.“ Zitat aus Eislotus von Liza Grimm, Seite 7.
Der Einstieg in das Buch ist mir dank des angenehmen und lockeren Schreibstils der Autorin sehr leicht gefallen. Liza Grimm hat es geschafft, mich direkt ab der ersten Seite zu fesseln. Besonders begeistert hat mich das originelle Magiesystem rund um die Seelenbücher – eine Idee, die ich in dieser Form bisher noch nicht gelesen habe. Die Vorstellung, dass man mit dem verstorbenen Besitzer eines solchen Buches in Kontakt treten kann, fand ich gleichzeitig tröstlich und wunderschön. Seelenbücher werden in der Familie weitergegeben und tragen nicht nur große Macht in sich, sondern können für ihren Träger auch gefährlich werden. Man merkt beim Lesen schnell, wie viel Überlegung und Detailarbeit die Autorin in die Entwicklung dieses Magiesystems gesteckt hat. Die Umsetzung ist sehr gelungen.
Die Hauptfigur Nara war mir von Anfang an sympathisch. Sie überzeugt mit Mut, Intelligenz und ihrer Loyalität. Neben ihr steht vor allem Katso, ihr eigentlicher Rivale, im Mittelpunkt der Geschichte. Besonders positiv fand ich, dass das Buch auf eine Liebesgeschichte verzichtet und stattdessen den Fokus auf Freundschaft legt. Gerne hätte ich noch mehr über die Nebenfiguren erfahren – insbesondere über die anderen Mitstreiter an der Akademie. Der Weltenbau ist eher schlicht gehalten, wird aber angedeutet und macht neugierig auf mehr im nächsten Band.
Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich der Vergleich mit „Die Tribute von Panem“. Dieser weckt die Erwartung, dass gefährliche Prüfungen eine zentrale Rolle spielen – tatsächlich nehmen diese aber nur einen geringen Teil der Handlung ein und wirken im Vergleich zu den Hungerspielen eher unspektakulär. Die Geschichte selbst verläuft überwiegend ruhig, mit gelegentlichen Spannungsmomenten. Trotzdem gelingt es Liza Grimm, auch ohne große Überraschungen, bestens zu unterhalten. Den Leser erwarten Lügen, Intrigen und undurchsichtige Rivalen vor dem Hintergrund eines Akademie-Settings.
FAZIT: Mit „Eislotus“ hat Liza Grimm ein Fantasybuch mit einem originellen und spannenden Magiesystem geschaffen. Die Autorin konnte mich von der ersten Seite an in den Bann ziehen und gut unterhalten. Auch wenn meine Erwartungen an die tödlichen Prüfungen nicht ganz erfüllt wurden, habe ich Nara und Katso gerne auf ihrer Reise begleitet und freue mich schon auf den nächsten Band.