Rezension

Lügen über Lügen

Lügenmädchen, 5 Audio-CDs
von Luana Lewis

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Stella lebt völlig zurückgezogen in einem luxuriösen, einsam gelegenen Haus in der Nähe von London. Sie hat es kaum verlassen, seit sie nach einem traumatischen Ereignis an Panikattacken leidet. Eines kalten Winterabends steht überraschend ein völlig durchgefrorenes junges Mädchen vor ihrer Tür und bittet um Einlass. Alles in Stella sträubt sich, aber die Gestalt macht einen so hilflosen Eindruck, dass sie schließlich widerwillig die Tür öffnet. Sie bereut es schnell, denn von dem Mädchen scheint eine merkwürdige Bedrohung auszugehen. Und dann beginnt Blue, Geschichten zu erzählen, die Stella zutiefst verstören. Ist das Mädchen eine Psychopathin? Oder sagt sie gar die Wahrheit? Stella weiß nicht mehr, was sie glauben soll, sie weiß nur eines: dass sie entsetzliche Angst hat ...

Meine Meinung:

Was ist wirklich wahr und wem kann man vertrauen? Diese Frage stellt sich nicht nur Stella, sondern auch der Leser beim Lesen dieses Buches. Blue erzählt abenteuerliche Geschichten, die abstruser kaum sein könnten, doch hat das eigentlich sympathisch und hilflos wirkende Mädchen sich das alles wirklich nur ausgedacht und was bezweckt sie damit?

Da ich nicht das Buch gelesen sondern das Hörbuch gehört habe, kann ich zum Schreibstil nicht viel sagen. Aber die Art, wie Sprecherin Nicole Engeln die Geschichte liest, hat mir sehr gefallen. Sie liest toll, mit Betonung und verschiedenen Stimmlagen für die unterschiedlichen Personen. Ihre Stimme ist angenehm und es macht einfach Spaß ihr zuzuhören.

Insbesondere die Charaktere Stella, Blue und Max spielen eine wichtige Rolle in der Geschichte.

Stella ist eine sympathische Protagonistin. Man gewinnt nur leider schnell den Eindruck, dass sie die Realität ausblendet und nur sieht, was sie gerne sehen möchte. Sie pumpt sich mit Medikamenten voll, die ihr ihr eigener Mann verschreibt, obwohl sie genau weiß, dass ihr die Medikamente nicht gut tun und ihren Verstand vernebeln und sie sich eigentlich in ärztliche Obhut begeben sollte. Eigentlich möchte man sie am liebsten schütteln, damit sie endlich mal die Augen aufmacht und in die Realität zurück findet.

Blue hingegen kann man nur sehr schwer einschätzen. Sie ist sehr zickig und anstrengend. Zudem weiß man eigentlich nie, wann sie wirklich die Wahrheit sagt und auch was sie mit dem Besuch bei Stella bezweckt ist fragwürdig.

Stellas Ehemann und ehemaliger Chef Max ist einem auf Anhieb unsympathisch. Und diese Abneigung nimmt im Laufe des Buches weiter zu. Er und Stella führen eine sehr fragwürdige Ehe. Sie vergöttert ihn, aber andersherum wirkt es nicht so, als würde Max auch nur die geringsten Gefühle für Stelle hegen, weshalb man sich ziemlich bald fragt, was er mit seinem Verhalten eigentlich bezweckt und ob es ihm nicht viel mehr darum geht, sich und seine Praxis zu schützen…

Aber eins haben die drei Charaktere gemeinsam: Sie müssten definitiv alle mal zum Psychologen…

Auch den Plot fand ich gut. Neben dem eigentlichen Erzählstrang, der die Ereignisse des Abends beschreiben, als Blue unangekündigt bei Stella vor der Tür steht, gibt es Rückblenden, die Stellas Vergangenheit zeigen und erklären, was damals traumatisches passiert ist und woher ihre Panikattacken kommen. Diese Rückblenden haben mir gut gefallen, bekommt man als Leser dank ihnen doch einen guten Eindruck davon, wie Stella einmal gewesen ist und zugleich wie sehr sie sich inzwischen zurückzieht und die Realität ausblendet. Des Weiteren gibt es zwischendurch Therapiesitzungen von Max mit einer seiner Patientinnen. Schon bald verdichten sich die Hinweise, dass es sich bei der Patientin um Blue handelt. Und was dort bei den Therapiesitzungen passiert ist wirklich ungeheuerlich…

Am Ende ergeben der eigentliche Erzählstrang, die Rückblenden und die Therapiesetzen ein stimmiges, erschütterndes Gesamtbild. Aber ich hätte mir - gerade zum Schluss hin - doch ein wenig mehr Action und Spannung gewünscht. Ich war zwar nie gelangweilt und wollte wissen, wie es weitergeht, aber zu 100% gefesselt, sodass ich nicht mehr auf Pause drücken konnte, hat es mich leider auch nicht. Auch wenn das Buch den Aufdruck „Psychothriller“ trägt, ist es auf jeden Fall mehr „Psycho“ als „Thriller“.

Fazit:

Spannendes Debüt voller Lügen, sodass man selbst als Leser kaum noch Wahrheit von Unwahrheit unterscheiden kann. Manchmal sollte man besser darauf hören, was einem die Mutter früher gepredigt hat, und Fremden nicht einfach die Tür öffnen…