Rezension

Lügen und Geheimnisse

VERGESSEN - Nur du kennst das Geheimnis - Claire Douglas

VERGESSEN - Nur du kennst das Geheimnis
von Claire Douglas

Bewertet mit 3 Sternen

In Claire Douglas´ neuem Roman „Vergessen“ (Originaltitel „Do Not Disturb“, nicht „Then She Vanishes“) verlässt Ich-Erzählerin Kirsty, 35 mit ihrem Mann Adrian und den Töchtern Amelia, 11 und Evie, 6 London, um in ihrer alten Heimat Wales einen Neuanfang zu wagen, nachdem Adrian ein Jahr zuvor einen Selbstmordversuch unternommen hatte. Die Familie hat mit Hilfe ihrer Mutter ein heruntergekommenes ehemaliges Pfarrhaus gekauft, um es unter großem Aufwand in ein Gästehaus zu verwandeln. Sie sind als Fremde nicht willkommen im Dorf, und der Anfang ist für alle sehr schwer. In der Eröffnungswoche kommen nicht nur die ersten Gäste, sondern auch Kirstys Kusine Selena, die sie seit ihrem 18. Lebensjahr nicht mehr gesehen hat, seit es unter sehr unerfreulichen Umständen zum Bruch kam. Kirstys Mutter, die all die Jahre Kontakt zu ihrer Nichte hatte, war bereit, Selena und ihrer 7jährigen Tochter Ruby Unterschlupf zu gewähren. Zwischen Kirsty und Selena kommt es zu einer allmählichen Annäherung, und alle kümmern sich liebevoll um die kränkelnde Ruby.

Diese erste Zeit verläuft allerdings nicht harmonisch und problemlos - weder für die Besitzer noch für die Gäste. Es passieren unerklärliche Dinge, und es wird so oft auf die negative Energie dieses Hauses hingewiesen, in dem in der Vergangenheit furchtbare Dinge passiert sind, dass ich schon eine Spukgeschichte befürchtet habe. Zu allem Überfluss gibt es eine Tote, und es sieht nicht nach einem Unfall aus. Die Polizei ermittelt. Nacheinander geraten fast alle Personen im Haus in Verdacht, von denen jeder Motiv und Gelegenheit hatte. Es kommen immer mehr Geheimnisse aus der Vergangenheit und Gegenwart ans Licht. Die Wahrheit kennen am Ende nur wenige Personen und der Leser. Der Plot wird zwar in der zweiten Hälfte des Romans spannender, weil man nach all den falschen Fährten wissen will, was passiert ist und warum, aber die Handlung wirkt dennoch zunehmend wirr und wenig plausibel. Die Autorin packt zu viel in diese Geschichte: Depression und Selbstmord, Erpressung, eine überbehütende Mutter, die zugleich eine pathologische Lügnerin ist, das Münchhausen-Stellvertretersyndrom, Missbrauch und Mord. Der fehlerhafte und irreführende Klappentext ist da auch nicht hilfreich. Nicht „die“ Wahrheit von damals kommt endlich ans Licht, sondern fast alle haben hier etwas zu verbergen, und manche Dinge dürfen auch am Ende nicht bekannt werden.

“Vergessen“ ist für mich kein Meisterwerk. Ich erinnere mich, dass mir „The Sisters“ vor Jahren wesentlich besser gefallen hat.