Rezension

Luise Pimpernell - die burgenländische Miss Marple ermittelt in ihrem ersten Fall

Tod eines Surfers - Evelyne Weissenbach

Tod eines Surfers
von Evelyne Weissenbach

Bewertet mit 5 Sternen

Die Wahlburgenländerin Evelyne Weissenbach präsentiert mit ihrem ersten Roman einen Regionalkrimi mit einer skurrilen Ermittlerin namens Luise Pimpernell. Die hochrangige Dezernatsleiterin des LKA Eisenstadt ist routiniert, kompetent und besitzt eine geniale Intuition, einen untrügerischen Instinkt und eine sehr gute Kombinationsgabe. Luises äußere Erscheinung kann es mit ihrem ausgefallenen Namen durchaus aufnehmen. Die resolute Dame in den Fünfzigern ist korpulent, trägt ausgesprochen eigenwillige Kleidung und hat ein Faible für ebensolche Kopfbedeckungen. Sie wohnt in einem alten Streckhof, umgibt sich mit altertümlichen Möbeln und sorgt pfleglich für ihre Oldtimer. Ihrer weiblichen Seite verleiht sie durch ihr Faible für Häkeln und Stricken Ausdruck, die Liebe zur amerikanischen Jazzmusik teilte sie mit ihrer verstorbenen Großmutter. Als in Schilfern am See ein Surfer mit lockerem Lebenswandel tot aufgefunden wird, tritt Luise Pimpernell auf den Plan und leitet gemeinsam mit Kriminalabteilungsinspektor Roman Grümpl, ihrem Kollegen aus dem Wachzimmer Neusiedl, die Nachforschungen ein.

Das Coverfoto dieses Buches hat mich im Grunde erstmals auf diese Neuerscheinung aus der Feder Evelyne Weissenbachs aufmerksam gemacht. Das markante Foto des Leuchtturms in Podersdorf am See sowie der Untertitel „Neusiedlersee-Krimi“ haben augenblicklich mein Interesse geweckt.

Evelyne Weissenbach ist es auf hervorragende Art und Weise gelungen, die Mentalität der Burgenländer – insbesondere der Seewinkler – sowie deren Lebensart und Umfeld in Worte zu fassen. Ihre Liebe zur Landschaft durchdringt das gesamte Buch, die an mancher Stelle poetischen Beschreibungen wecken das Bedürfnis, den Schauplatz der Handlung zu besuchen und die Gegend um den Neusiedler See persönlich kennenzulernen.

Als Rahmenhandlung hat die Autorin einen Todesfall mit begründetem Verdacht auf Fremdeinwirkung gewählt, wobei es sich bei dem Schauplatz der Handlung um eine der vielen Fremdenpensionen am Ufer des Neusiedler Sees handelt, die speziell während des Surf Openings die teilnehmenden Surfer sowie an diesem Sport Interessierte beherbergen. Auf sehr eindrucksvolle Weise wird nicht nur die Landschaft beschrieben, es werden dem Leser vielmehr auch kleine Eigenheiten und spezielle Schmankerl der Region schmackhaft gemacht. Und so ganz nebenbei wird ein Mordfall aufgelöst…

Der Krimi weist einen nicht allzu hohen, konstant verlaufenden Spannungsbogen auf, der Fokus liegt jedoch in erster Linie auf der Protagonistin und ihrer Ermittlungsarbeit. Der einnehmende Schreibstil ist mit einer Menge - manchmal sehr tiefgründigem - Humor versehen, die wichtigsten Dialektausdrücke werden in einem Glossar zu Beginn des Buches erläutert. Die „speziell aussehende“ Hauptakteurin wurde auch charakterlich ganz hervorragend gezeichnet. Luise Pimpernell ist schräg, scharfsichtig, manchmal schroff, jedoch kompetent und vor allen Dingen äußerst interessant.

Fazit: „Tod eines Surfers – Luise Pimpernell ermittelt“ ist ein beschaulicher und amüsanter Regionalkrimi, der ohne brutale Szenen und Blut auskommt, ein Buch, das mir allergrößtes Lesevergnügen bereitet hat. Die Tatsache, dass es sich hierbei um den Schauplatz Neusiedlersee handelt, hat den Anreiz, es zu lesen, noch erhöht. Evelyne Weissenbach hat meinen Lesegeschmack wahrlich getroffen und avancierte bereits mit ihrem ersten Buch dieses Genres zu einer meiner favorisierten Krimi-Autoren. Ich freue mich bereits jetzt auf eine Fortsetzung „in Sachen Luise Pimpernell“!