Rezension

Lust auf gute Science Fiction? Lies ein anderes Buch.

Projekt Luna - Algis Budrys

Projekt Luna
von Algis Budrys

Bewertet mit 2 Sternen

INHALT
Zum ersten Mal werde ich an dieser Stelle nicht meine persönliche Inhaltsangabe verfassen, sondern auf den Klappentext des Verlageszurückgreifen. Dieses Vorgehen hat einen ganz bestimmten Grund, welchen ich im nächsten Punkt genauer erläutern werde.

"Auf der Oberfläche des Mondes steht ein Labyrinth. Dieses offenbar von Aliens hinterlassene Artefakt stellt die Menschen vor ein gewaltiges Rätsel. Wer war diese fremde Zivilisation? Warum hinterließ sie dieses eigenartige Gebilde auf dem Mond? Und was verbirgt sich in seinem Inneren? Doch so leicht gibt das Labyrinth seine Gehemnisse nicht preis - jeder, der es betritt, stirbt einen grauenvollen Tod. Für den brillianten Wissenschaftler Edward Hawks beginnt die größte Herausforderung seines Lebens: die Intelligenz einer fremden Spezies zu entschlüsseln" (Quelle: Heyne Verlag)

MEINUNG
Der Klappentext hat mich fasziniert. Es blieben leider viele Punkte aus und die tatsächliche Inhaltsangabe wäre doch etwas banaler ausgefallen. Denn das geheimnisvolle Labyrinth einer fremden Zivilisation lernt der Leser auf nur wenigen Seiten am Ende genauer kennen. Zuvor wird es zwar erwähnt, aber man erfährt eben nicht mehr als der Klappentext bereits verrät. Die Auflösung dieses Rätsels steht wahrlich nicht im Vordergrund, sondern dient nur  als Kunstgriff, um eine eher langweilige Soap Opera als Science Fictionverkaufen zu können. Das Entschlüsseln einer fremden Spezies blieb sogar gänzlich aus.

"Der Mensch ist ein Phönix, der sich aus seiner eigenen Asche erheben muss, denn er hat im gesamten Universum nicht seinesgleichen. Wenn der Wind die Asche verweht, dann ist der Phönix für immer tot." ~ S. 107 

Leider kommt die Science Fiction im gesamten Buch etwas kurz. Viel mehr Aufmerksamkeit bekommt die zwischenmenschliche Beziehung diverser Charaktere und die Frage was einen echten Mann ausmacht. Diese Momente sind geprägt durch lange Monologe und langweilige Gespräche. Mir fehlte hier einfach die Spannung. Hawks neues Versuchskaninchen heißt Al Barker. Er ist eine todesmutiger Kandidat, der den Nervenkitzel sucht. Somit hat der Wissenschaftler seinen Wunschprobanden gefunden, da er einen Kandidaten benötigt, der keine Angst vor dem Tod hat und im Anblick dessen nicht verrückt wird. Um sein Projekt vorwärts zu bringen, nimmt erständige Provokationen in Kauf. Die beiden sind wie Feuer und Eis und jeder meint sein Revier markieren zu müssen. Hinzu kommt Barkers kokette Frau, die mit jedem Mann spielt und verführt. Da wäre passenderweise auch noch der dicke Personalchef, der sich gerne verführen lässt. Die Entwicklung dieser Charaktere war konfus und nicht nachvollziehbar, sodass mich das Ende dieser seltsamen Beziehung unglaublich gestört hat.

"Es ist... ein bisschen wie ein Traum, wissen Sie? Kein Albtraum, nein - dort gibt es weder Schreckensgespenster noch Angstschreie noch etwas Ähnliches - aber ... einfach Regeln und diese verrückte Logik. Alice im Wunderland mit Reißzähnen." ~ S. 153 

Immerhin war ein wenig Platz für einige Grundkonzepte der Science Fiction, die mir ganz gut gefallen habe - auch wenn ich mir etwas völlig anderes vorgestellt habe. Die Menschheit ist Ende der 50er Jahre noch nicht so weit, um auf den Mond zu fliegen. Alternativ hat der brilliante Wissenschaftler Edward Hawks eine andere Möglichkeit gefunden das Space Race zu gewinnen. Teleportation heißt das Zauberwort. Um das Labyrinth zu betreten werden Freiwillige auf den Mond übermittelt und der Körper auf der Erde bleibt als eine Art Klon zurück, welcher mit seinem Ich auf dem Mond für eine bestimmte Zeit durch eine Art Telepathie verbunden ist. Sie finden heraus, dass das Labyrinth gewisse - ja geradezu unsinnige - Regeln hat. Sobald ein Proband stirbt, kann die Todesursache als neu entdeckte Regel niedergeschrieben werden. Die auf der Erde zurückgebliebenen Körper haben ihren eigenen Tod auf dem Mond miterlebt und die meisten werden durch dieses Wissen verrückt oder sterben. Theoretisch also ein genialer Science Fiction-Plot. Für mich hätte dieser einen größeren Stellenwert verdient. Denn besonders das Ende und der tatsächliche Gang durch das Labyrinth hat mir wirklich gut gefallen - schade, dass es nach nur sechs Seiten bereits vorbei war. Denn der Kampf ums Überleben hatte Spannung und ein wenig etwas von der Sendung Ninja Warrior.

Wie habe ich das Buch erhalten? Entdeckt habe ich das Buch vor einer gefühlten Ewigkeit auf dem Bloggerportal und vor Kurzem dann auch tatsächlich angefragt. Vielen Dank an dieser Stelle an das Bloggerportal von Random House. Warum habe ich das Buch gelesen? Ich hatte Lust auf ein gutes Science Fiction Buch. Was liegt da näher als ein Klassiker, welcher als Meisterwerk der Science Fiction verkauft wird? Ein geheimnisvolles Labyrinth auf dem Mond? Klang vielversprechend. 

FAZIT 
Dieses Buch zieht sich leider sehr und ich war die letzte Seite erreicht zu haben. Viel langweilige Gerede und psychologische Belanglosigkeiten, die für mich in einem Sci-Fi Abenteuer nicht die Oberhand gewinnen dürfen. Auch wenn dieser Roman, der wohl bekannteste von Algis Budrys ist, hat er für mich nicht den Titel als eines der Meisterwerke der Science Fiction verdient und ich blieb enttäuscht zurück.

Rezension erschienen auf Das Bücherchamäleon