Rezension

Lustig und charmant mit wahrem Kern

Schluss mit Muss - Tanja Mairhofer

Schluss mit Muss
von Tanja Mairhofer

Ich habe dieses Buch geschenkt bekommen und war zunächst nicht so erpicht auf die Lektüre. Doch innerhalb weniger Seiten hatte mich das Buch in seinen Bann gezogen. Innerhalb weniger Tage habe ich es regelrecht verschlungen - und das ist für ein Sachbuch schon eine Leistung!
Die Tanja (wir sind schließlich seit dem ersten Kapitel per Du) hat mir da in manchen Fällen wirklich die Augen geöffnet. Wir machen uns heutzutage verrückt damit uns in allen Bereichen zu optimieren, besser, schöner, effizienter und erfolgreicher zu werden. Egal ob es um den Beruf geht, den Lebenslauf, den eigenen Körper, Beziehungen oder die Freizeit, überall gibt es Optimierungszwang. Beziehung? Muss rosarot mit Herzchen sein. Sex? Bombastisch. Der Körper? Faltenfrei, schlank und haarlos. Die Karriere? Schnurgerade immer nach oben. Die Wohnung? Blitzesauber und ohne Kalkflecken. Und die Freizeit? Natürlich super gut genutzt. Bei gutem Wetter draußen Sport machen, viel lesen, sich weiterbilden und in die Oper gehen.
Mir gefällt es wahnsinnig gut, wie die Autorin völlig ohne schlechtes Gewissen von Netflix-Marathons spricht, von Eimern Ben&Jerrys-Eis, von ihren dreckigen Fenstern und von ihrem inneren Faultier. Wir sollten alle mal einen Gang zurückfahren und uns von diesem ganzen Optimierungswahn entfernen! Damit wird doch keiner glücklich. Einfach mal zu seinem inneren Faultier stehen und es gewähren lassen, wenn es jetzt mehr Bock auf fernsehen hat als auf putzen.
Sehr sympathisch ist übrigens die Sprache der Autorin. Flapsiger geht es kaum, aber trotzdem wirkt es (fast) immer authentisch. An manchen Stellen konnte ich kaum aufhören zu lachen, besonders wenn der grundsolide Bayer zitiert wird: "Burschen obacht! Des wird mei Spatzl wern" hat mir in der Bahn ein paar irritierte Blicke eingebracht. Nur als "Plug-In-Installation" als Synonym für Sex verwendet wurde, kam mir das dann doch ein bisschen gewollt vor. Das einzige, was mich wirklich etwas gestört hat, dass in jedem Kapitel ein Zitat nochmal über eine ganze Seite wiederholt wird. Das erinnert ein bisschen an Zeitungsartikel, wo in einem Zitat ein Überblick gegeben werden soll. Bringt mich persönlich immer etwas raus und finde ich in einem Buch überflüssig.
Alles in allem jedenfalls eine unterhaltsame Lektüre, die nachklingt! Und jetzt genug getippt, mein Faultier hat keine Lust mehr, ich gehe jetzt fernsehen.

Kommentare

gaby2707 kommentierte am 13. Juli 2017 um 11:27

"Ein perfekter Haushalt ist ein Zeichen für ein verschwendetes Leben." 

Den Satz fand ich einfach genial.