Rezension

Lustige Parodie, die unsere Schwarzseher auf die Schippe nimmt

Im nächsten Leben wird alles besser
von Hans Rath

Buchbesprechung zu »Im nächsten Leben wird alles besser« von Hans Rath

Der 53-jährige Arnold wird über Nacht ins Jahr 2045 befördert. Er weiß, dass er ab sofort ein alter Sack ist, der die Welt nicht mehr versteht. Künstliche Intelligenz steuert sämtliche Lebensbereiche, humanoide Serviceroboter erledigen die Arbeit. Wer sich die reale Welt nicht mehr leisten kann, der zieht nach Times Beach, einem virtuellen Freizeitpark. Arnolds persönlicher Assistent heißt Gustav. Der charmante Uralt-Roboter hilft bei der Rekonstruktion von Arnolds Leben, das sich als ein Desaster entpuppt. Arnold hat es gründlich verbockt. Seine Ehe und Familie sind Geschichte, sein Leben ein Jammertal. Er wünschte, er könnte die letzten 25 Jahre zurückdrehen.

Dieser Roman hat mich komplett überrascht. Denn die Geschichte ist anders als erwartet. Das Cover hatte mich sofort angesprochen, das Layout passend zur Geschichte sehr futuristisch und digital. Der Schreibstil ist witzig und unterhaltsam. Nur zum Ende hin wird es ein wenig mühsam, kompliziert und umständlich. Die Charaktere wurden detailreich und amüsant ausgearbeitet. Dass ausgerechnet ein Buchhändler, also ein Beruf, der doch für Belesenheit und Klugheit steht, sein Leben vergeigt haben soll, finde ich an sich schon absurd. Was will mir der Autor damit sagen?

Fantastisch, philosophisch, witzig. Allerdings ist mir der Zeitsprung zu kurz. Hätte sich der Protagonist im Jahre 2000 befunden, wäre die Geschichte sogar glaubhaft gewesen. 25 Jahre sind mir einfach zu kurzfristig. Ich denke, dass dieser Roman eine Art Parodie sein soll. Der Autor Hans Rath nimmt hier ganz gewaltig alle Schwarzseher auf die Schippe. Nachdem ich erst vor wenigen Tagen auf YouTube einen Dokumentarfilm aus dem Jahre 1972 (meinem Geburtsjahr) anschaute, wurde mir klar, dass die damalige Generation ebenfalls die Zukunft viel zu düster betrachtet hatte. Vergleicht man die Erwartungen von damals mit dem heutigen Leben, ist alles anders gekommen. Unsere Welt ist sauberer, gerechter und bunter geworden. Es liegt wohl in der Natur des Menschen, alles schwarzzusehen, der Jugend nichts zuzutrauen, wobei er gerne vergisst, selbst einmal jung gewesen zu sein, aber am Ende ist es genau sie, die die Welt zum Positiven verändert. Für mich ist dieser Roman intelligente Unterhaltung, natürlich auch ein Denkanstoß. Hier geht es allerdings weniger um die künstliche Intelligenz und die technische Entwicklung oder die Errungenschaften, die uns das Leben erleichtern, beides verleiht der Geschichte nur einen Rahmen und kann letzten Endes auch nur so intelligent sein kann wie die, die sie programmiert und erfunden haben.

Hans Rath hat in diesem Roman zwei Standpunkte gegenüber gestellt: Der Pessimist erklärt dem Optimisten seinen Standpunkt. Der Protagonist hat sich sein Leben durch seine ständige Schwarzmalerei und seine Zukunftsängste selbst versaut. Wie wahr!

© 08/2020 MAD-Moiselle | Alle Angaben sind ohne Gewähr.