Rezension

Lustiger und romantischer Zeitreiseroman

Everlasting - Holly-Jane Rahlens

Everlasting
von Holly-Jane Rahlens

Bewertet mit 4 Sternen

Der 26jährige Finn lebt im Jahr 2264 und ist als Historiker spezialisiert auf tote Sprachen wie Deutsch. In seinem Beruf muss er unter anderem die Geschäftsberichte der Deutschen Bank aus dem Jahre 2017 übersetzen, denn nicht viele Dokumente haben den Dark Winter und die Deutsche Pest überstanden und sind nach mehr als 200 Jahren noch in einem lesbaren Zustand. Mitten in dieser öden Angelegenheit erhält er jedoch einen neuen Auftrag: Er soll das Tagebuch eines 13jährigen Mädchens übersetzen, das im Jahre 2003 in Berlin lebte. Beim Übersetzen fühlt er sich immer stärker mit der ehemaligen Besitzerin des Tagebuchs „E“ verbunden und sieht sie vor seinen Augen altern. Schließlich erhält er die Anfrage, ein neues Spiel auszuprobieren, bei dem man nach Berlin ins Jahr 2003 reist. Wie vermutet trifft Finn dort auf das Mädchen, das ihn sofort fasziniert. Doch ist sie in diesem Spiel das Resultat seiner lebhaften Fantasie? Oder ist er tatsächlich in der Zeit gereist?

In dieser Geschichte fällt dem Leser sofort der starke Kontrast zwischen Deutschland im Jahr 2264 und 2003 auf. Nachdem eine Epidemie einen Großteil der Weltbevölkerung dahingerafft hat, hat sich ein neues Gesellschaftssystem etabliert. Ein „Ich“ gibt es nicht mehr und Kinder, die in Familien aufwachsen, werden skeptisch betrachtet. Als junger Erwachsener muss man mit Gleichaltrigen in Wohnkomplexen leben, anfallende Hausarbeit wird hauptsächlich von Robotern übernommen und der Computer eines Menschen befindet sich direkt in seinem Kopf. Ich fand dieses Gesellschaftssystem der Zukunft gut nachvollziehbar.

Lustig fand ich Finns Versuche, die Tagebucheinträge zu entschlüsseln: Was ist „Hubba Bubba“? Und wozu benutzt man eigentlich „chucks“? Noch interessanter wurde es dann, als Finn sich selbst im Berlin des Jahres 2003 wiederfand. Hier wird dem Leser (und Finn) erst richtig bewusst, wie anstrengend die Orientierung in einem anderen Jahrhundert ist. Wie verbirgt man, dass man nicht schreiben kann? Wie baut man „ichs“ in Sätze ein, wenn man das noch nie getan hat? All diese alltäglichen Probleme wurden gekonnt in Finns „Missionen“ und Versuche eingebaut, mehr über die echte „E“ zu erfahren, die hinter den Tagebucheinträgen steckt.

Wie schreibt man einen Liebesroman über zwei Personen, deren Leben über 200 Jahre weit voneinander entfernt sind? Ohne sich in Zeitreisedetails zu verstricken gelingt es Holly-Jane Rahlens mit „Everlasting“, einen Roman über zwei Personen zu schreiben, die sich trotz ihrer völlig verschiedenen Leben und gegen alle Widrigkeiten näher kommen. Lustige Zeitreiseprobleme, überraschende Wendungen und auch einige nachdenkliche Szenen runden diesen gelungenen Roman ab. Insgesamt hätte ich mir jedoch noch mehr Tiefe in der Liebesgeschichte gewünscht. Ich empfehle das Buch an Leser weiter, die gerne Jugendbücher und Zeitreiseromane lesen.