Rezension

Lustiges und berührendes Kinderbuch

Freischwimmen - Adam Baron

Freischwimmen
von Adam Baron

Bewertet mit 4 Sternen

Cymbaline geht in die vierte Klasse. In der nächsten Woche soll ein Schwimmunterricht beginnen. Im Eifer des Gefechts lässt er sich auf eine Wette ein, schneller als Billy, ein verhasster Klassenkamerad zu schwimmen. Allerdings hat er das Schwimmen nie gelernt. Seine (alleinerziehende) Mutter hielt ihn immer irgendwie von Wasser fern. Im Schwimmbad wird es dann katastrophal. Erst wird er von Billy ins Becken geschubst, dann von der tollen Veronique vorm Ertrinken gerettet und zur Krönung verlor er dabei vor aller Augen noch seine Badehose. Doch das war es noch nicht. Als seine Mutter hinzugeholt wird, rastet diese aus und ist am nächsten Tag erstmal verschwunden. Stattdessen kommt Cyms Onkel, der ihm berichtet, dass die Mutter für einige Zeit im Krankenhaus verbleiben und Cym solange bei der Tante und seiner Cousine und dem Cousin wohnen wird.

Man erfährt alles aus der Perspektive von Cym, die manchmal etwas altklug, manchmal etwas naiv und träumerisch, aber vor allem stets sympathisch daher kommt. Als Leser*In wird man oft direkt von ihm angesprochen und ist somit recht nah dran am emotionalen Geschehen.
Neben Cym stehen seine Familie sowie seine Freunde im Mittelpunkt. Für Cym ist die Zeit ohne Mutter sehr schwer, zudem er nicht so recht versteht, was eigentlich los ist. Erst am Ende klären sich die Dinge und werden auch kindgerecht dargestellt.

Thematisch geht es um eine Mutter- Sohn Beziehung, um ein Familiengeheimnis, um Verlust, Trauer, Ängste, die Alltagssorgen eines 9jährigen und vor allem auch um Freundschaft. Besonders letztere fand ich gut umgesetzt, da Freundschaft hier in verschiedenen Phasen gut dargestellt wird und sich Menschen als Freunde entpuppen, von denen Cym es gar nicht erwartet hätte.
Was mir auch besonders gut gefiel, dass man kleine Einblicke in die Welt der Kunst, speziell der Bilder erhält, da u.a. die Mutter im Kunstbetrieb arbeitet.

Dieser Roman für Kinder ist mit einigen schwarz/ weiss Illustrationen bebildert und wechselt auch manchmal Schriftart und -grösse. Er liest sich leicht und zumeist sehr spannend, am Ende sogar sehr rasant. An einigen wenigen Stellen hätte er aber etwas gekürzt werden können. Die Szene in der Bank wäre zum Beispiel nicht notwendig gewesen.
Grossartig ist der Humor, immer wieder musste ich schmunzeln und auch lachen. Manchmal wird es auch etwas überzeichnend, übertrieben, klamaukig. Gleichzeitig, besonders zum Ende hin, wird es sehr traurig und an einer Stelle auch etwas schockierend.
Mir kam das Ende dann irgendwie zu schnell und liess mich etwas atemlos zurück. Obwohl das Ende gut aus geht, fühlte ich mich ein wenig heruntergezogen und nicht so ganz rundum zufrieden.

Zum Schluss gab es noch einige wichtige Gedanken bezüglich Offenheit und Ehrlichkeit innerhalb einer Familie, die sich jedoch eher an Erwachsene richten, als an die Kinder: "Die Erwachsenen sollten nichts weglassen. Wirklich nichts. Sie müssen das ganze Bild malen, alles, und keine Angst davor haben. Wenn sie uns dabei nur fest genug im Arm halten, so fest, dass wir wissen, dass sie uns lieben, dann können sie uns alles sagen, egal was. Mit ihrer Liebe packen wir das."