Rezension

Lydia Conradi hat mit dieser Geschichte etwas sehr bewegendes, komplexes und absolut atmosphärisches geschaffen

Das Haus der Granatäpfel - Lydia Conradi

Das Haus der Granatäpfel
von Lydia Conradi

Bewertet mit 5 Sternen

Endlich ist ein neues Werk der Autorin erschienen. Ich liebe einfach ihre Art zu schreiben. Sie ist dabei sehr atmosphärisch und auf ganz eindringliche Art und Weise macht sie uns immer wieder auf ernste Themen aufmerksam. Führt uns ein und überlässt uns unseren eigenen Emotionen. Sie schreibt sehr klar und fließend und auf genau diese Art und Weise, zieht sie auch so sehr in den Bann.

Ihr neues Werk schreibt sie unter dem Pseudonym Lydia Conradi. Schon die Gestaltung des Buches ist einfach wunderschön, orientalisch angehaucht, was wirklich sehr toll zu dem Setting passt.
Dabei gibt es auch ein Personenstammbaum und ein Glossar, was vieles erleichtert und besser durchblicken lässt. Das Glossar, hab ich aber leider erst hinterher entdeckt. Ich hatte jedoch zu keiner Zeit Probleme mit der Sprache. Es war einfach, als würde ich es auch ohne viel Worte verstehen.

Hierbei erfahren wir alles aus der Sicht der dritten Person, was mir wirklich gut gefallen hat. Man lernt die unterschiedlichsten Charaktere kennen, taucht in ihr Leben ein und fühlt einfach mit ihnen durchgängig mit.
Mein ganz besonderer Mensch war hierbei Peter. Ein wirklich toller Charakter. Der mich vor allem mit seiner Sanftheit und seinen Träumen, einfach wie er die Dinge sah und auch anging, unheimlich berührt hat. Auch Klara spielt eine sehr wichtige Rolle. Und ganz ehrlich, diese Frau hat mich teilweise komplett in den Wahnsinn getrieben. Sie tat Dinge, die ich einfach nicht verstehen, nicht gutheißen konnte und ich war wirklich hin- und hergerissen, ob ich sie mögen sollte oder nicht. Aber Klara hatte für mich auch etwas sehr verlorenes und trauriges an sich, was mich wirklich bewegt und auch in den Bann gezogen hat. Sie ist nicht wie andere Frauen, das zeigt sie sehr deutlich. Sie ist nüchtern, keine Träumerin und nimmt die Dinge wie sie kommen.
Glück, ich hab mich oft gefragt, ob sie jemals ihr Glück finden wird.
Ein Glück, eine Liebe die uns losgelöst sein lässt, die uns verändert und in höhere Sphären verschwinden lässt.
Klara hat für mich einfach die größte Entwicklung durchgemacht, was wirklich auch an den Umständen und der Zeit liegt, in der wir uns bewegen. Lydia Conradi schafft es uns sehr viel Hintergrundwissen zu vermitteln und uns damit in eine schwierige Zeit zu entführen.
Eine Zeit, die einfach vieles fordert und nimmt und an der man einfach auch nicht spurlos vorbeigehen kann.
Eine Zeit, die etwas sehr zerbrechliches, dramatisches und auch tieftrauriges hat. Eine Zeit die einfach alles anders macht und auch ihren Tribut fordert.
Nimrod hat mir mit seiner Art auch sehr gut gefallen und auch Klaras Vater.
Man lernt noch viele weitere Charaktere kennen, einige mag man, anderen begegnet man mit Wut und unaussprechlichen Ängsten.
Doch alle sind sie sehr gut ausgearbeitet, man kann sich gut in sie hineinversetzen und ihre Handlungen und Gedankengänge nachvollziehen.
Aber nichts ist dazu im Vergleich zu Smyrna. Wenn man Smyrna betritt. Betritt man eine Welt, die nicht nur orientalisch und magisch ist. Es ist ein Gefühl, man verliebt sich und möchte am liebsten bleiben. Es ist ein Stück eigene Welt, die ihren Zauber immer mehr entfaltet.
Doch man steht auch Ängste um Smyrna und seine Bewohner aus. Ängste , die beherrschen und einfach nicht loslassen.

Die Geschichte selbst spielt von 1894 - 1922. Das Buch ist dabei in sechs Teile gegliedert. Die Gestaltung der Kapitel ist einfach wunderschön und passend zugleich.
Ich hatte keine Probleme in das Geschehen hineinzufinden und verlor mich regelrecht in den Charakteren und dem Setting.
Die Autorin schreibt sehr detailreich und bildhaft, was dem ganzen sehr viel Tiefe und auch Dramatik verleiht.
Es ist sehr komplex und man erfährt verschiedene Schicksale, dabei wird aber der rote Faden nie aus den Augen verloren.
Aufgrunddessen das dieses Buch wirklich sehr lang ist, kamen für mich leider mitunter ein paar Längen auf, die den Lesefluss aber nicht wirklich störten.
Man ist viel zu gefesselt, von den Eindrücken und kann es gar nicht erwarten die nächste Seite umzuschlagen.
Die Atmosphäre empfand ich dabei als etwas drückend und schwer. Ein Umstand der sich die ganze Zeit über hält. Dadurch ist es auch nicht möglich, das Buch in einem Rutsch zu lesen. Ich musste immer mal wieder Pausen einlegen. Um das Ganze zu verinnerlichen und zu verarbeiten.
Und während ich stetig mit den Charakteren mitfühlte und bangte, wütend war und fast verzweifelte, veränderte sich auch stetig die Welt. Die Kriegszeiten sind hart und fordern einiges, was man hier wirklich gut zu spüren bekommt.
Eine Geschichte die so viel klar macht, aber auch zeigt welche Hürden die Charaktere nehmen müssen. Jeder hat dabei sein eigenes Päckchen zu tragen und es ist niemals einfach.
Es war für mich jetzt keine Liebesgeschichte in dem Sinne. Das Ganze geht tiefer und zeigt einfach auch, das die Liebe sehr facettenreich ist und manchmal muss man einfach vieles durchlaufen, um sein wahres Glück zu finden, um sich selbst zu finden.
Die Autorin hat mich mit diesem Buch wieder sehr bewegt und schon aufgrund der Thematik ist es für mich wirklich ein Herzensbuch. Eine Geschichte die einen eigenen Lauf hat und auf dessen Entwicklung man einfach keinen Enfluss hat.
Wer es gern historisch mag und auch mehr über das Dahinter erfahren möchte und gleichzeitig keine Angst vor vielen Charakteren und damit verbundenen Emotionen hat, sollte hier zugreifen.
Ein tolles Werk, das mich mitreißen und einfach mehr als gut unterhalten konnte.

Fazit:
Lydia Conradi hat mit dieser Geschichte etwas sehr bewegendes, komplexes und absolut atmosphärisches geschaffen.
Ganze besonders hatten es mir Peter und Klara angetan. Zwei Menschen die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber doch etwaas sehr besonderes an sich haben, das mich einfach nicht losgelassen hat.
Ich hab so viel gefühlt, durchlebt und versank in Grübeleien.
Eine Story die nicht einfach ist. Sie ist schwer, stellenweise wirklich traurig und hat mich wirklich mit diesem einzigartigen Setting in den Bann gezogen. Ein orientalisches Flair, das mich einfach vollkommen gefangen nahm.
Ein großartiges Buch von einer großartigen Autorin.

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