Rezension

Mach mal halblang von Matt Haig

Mach mal halblang. Anmerkungen zu unserem nervösen Planeten - Matt Haig

Mach mal halblang. Anmerkungen zu unserem nervösen Planeten
von Matt Haig

Manchmal muss man schwarz auf weiß lesen, was man eigentlich schon lange weiß: Wir leben auf einem nervösen Planeten und in einer Zeit, die viel schneller läuft, als wir hinterherkommen könnten. Kein Wunder, dass so viele Menschen permanent gestresst sind, Ängste erleiden und sich einfach nicht mehr zurechtfinden. In „Mach mal halblang – Anmerkungen zu unserem nervösen Planeten“ macht Matt Haig genau das: Anmerkungen zu unserem Planeten, unserem Leben und der Zeit, in der wir uns befinden. Dabei schreibt er über die Dinge, die unser heutiges Leben bestimmen, die Segen und Fluch zugleich sind und uns immer weiter in eine Spirale des Unglücks stürzen können, wenn wir nicht darauf achten. Und wie bereits erwähnt, spricht er damit beinahe ausschließlich Dinge an, die man doch eigentlich weiß, die einem jedoch im ewigen Getümmel und in der Routine des Alltags immer wieder abhanden kommen und die man manchmal einfach noch einmal hören muss.

Matt Haig mag Listen, Bücher, Hunde und Erdnussbutter, doch das ist nicht alles, was ihn ausmacht. Er hat auch Angststörungen und eine Depression, die ihn begleiten seit er Anfang Zwanzig ist und seinen Blick auf das Leben geprägt haben – positiv wie negativ. Daher weiß er, wie es ist, wenn man sich auf diesem Planeten verloren fühlt und stellt die Frage, wie wir es schaffen können, in dieser lauten und schnellen Welt nicht verrückt zu werden. Haig schafft es, einen ruhigen, ernsten, aber dabei dennoch humorvollen Ton anzuschlagen und einen irgendwie zu beruhigen, auch wenn das, was man liest eigentlich eher beunruhigend ist. Zunächst geht er nämlich darauf ein, wie unser Leben aussieht und in welche Richtung es mit der aktuellen Tendenz des technischen Fortschritts gehen könnte: 24/7 erreichbar, immer im Selbstoptimierungswahn, niemals Stillstand, Dauerkonsum – und auch unsere Gedanken zischen unergründlich schnell durch unsere Köpfe. Klingt eigentlich nur stressig? Ist es irgendwie auch.

Haig zeigt Möglichkeiten auf, wie man diesem Wahnsinn entfliehen kann und spricht dabei immer aus seinem eigenen Erfahrungsschatz – und irgendwie hat das eine ganz besondere Sogwirkung. Auch wenn er dabei manchmal ein ganz kleines bisschen kitschig ist und sich oft wiederholt, hat das Buch eine ganz besondere Atmosphäre, die sich aus wissenschaftlichen Fakten, Humor, Erfahrung und einer ganz bestimmten Ruhe zusammensetzt, die sich auf den Leser überträgt. Haig mischt hier sicherlich kein Geheimrezept zusammen, doch er zeigt, wie simpel das Leben sein kann und stellt heraus, was wirklich wichtig ist. Mich hat das Buch aus einem kleinen Tief gefischt und mir ein bisschen Gelassenheit und Ruhe zurückgegeben – und die Gewissheit, dass schon alles gut werden wird, wenn man auf ein paar Kleinigkeiten achtet.