Rezension

macht nachdenklich

Vier Beutel Asche - Boris Koch

Vier Beutel Asche
von Boris Koch

Vier Beutel Asche“ erzählt die Geschichte von vier völlig unterschiedlichen Jugendlichen, welche  durch den Tod ihres gemeinsamen Freundes Christoph zusammenfinden. Jan ist seit vielen Jahren Christophs bester Freund. Er kann nicht akzeptieren, dass das Leben trotz Christophs Tod weitergeht und ist voller Wut. Selina ist Christophs Freundin gewesen. Mike hingegen ist geplagt von Schuldgefühlen und möchte seinem Leben ein Ende bereiten. Welche Verbindung Lena zu Christoph hatte, stellt sich erst im Verlaufe der Geschichte hinaus. In der Nacht zu Christophs Geburtstag treffen die Vier an seinem Grab aufeinander. Alle sind der Meinung, dass das ordentlich umzäunte Urnengrab mit seinen sorgfältig angeordneten Blumen nicht der richtige Ort für Christoph ist. Spontan beschließen sie, seine Asche ans Meer zu bringen.
Ich bin durch mehrere Rezensionen auf „Vier Beutel Asche“ von Boris Koch aufmerksam geworden. Der Inhalt hat mich gleich angesprochen, ich lese sowohl gerne ernste Geschichten wie auch Road Trips und die Kombination aus beidem fand ich sehr interessant. Deswegen stand das Buch nun schon länger auf meiner Wunschliste, vor kurzem konnte ich es dann über die Onleihe ausleihen und habe es innerhalb weniger Tage verschlungen. Mich hat die Geschichte so sehr gefesselt, dass es mir schwer gefallen ist, wieder mit dem Lesen aufzuhören, auch wenn es zwischendurch einen kleinen Hänger gab und es sich doch ein wenig gezogen hat.

Zu Beginn der Geschichte lernt der Leser Jan kennen, die anderen Protagonisten kommen dann langsam hinzu. Nach und nach erzählt jeder, was ihn mit Christoph verbunden hat. In Rückblenden wird die Geschichte der Freundschaft zwischen Jan und Chris dargestellt. Somit entsteht ein sehr umfassendes Bild und man kann sehr gut verstehen, warum diese vier Personen so betroffen von Chris Tod sind. Als Leser erhält man einen guten Einblick in die Gefühle der Figuren. Und auch wenn diese höchst unterschiedliche Gefühle haben, so konnte ich sie doch alle verstehen und konnte nachempfinden, wie es ihnen geht und auch warum sie sich verhalten, wie sie sich verhalten. Dabei wird sehr deutlich, dass jeder Mensch anders mit dem Tod umgeht und dass jeder auf seine ganz eigene Weise trauert. Während Jans Trauer in Wut und den Wunsch nach Rache umschlägt, gibt sich Maik Schuldgefühle, weil er Chris das Fahrrad, mit welchem er tödlich verunglückt ist, geliehen hat. Und auch die beiden Mädchen trauern auf ihre Weise. Christophs Mutter hingegen hilft es, dass das Grab akkurat ist und jede Blume genau auf ihrem Platz steht.

Der Aufbruch ans Meer erfolgt völlig spontan. Für mich ist er ein wenig zu spontan, zumal die Protagonisten eigentlich zu intelligent für eine solch unüberlegte Aktion sind. Dadurch verlieren die Vier für mich ein wenig an Glaubwürdigkeit, was schade ist. Sieht man jedoch darüber hinweg, so finde ich den Roadtrip durchaus gelungen. Hier finde ich besonders die Einblicke in die Gedanken, aber auch die Gespräche der Figuren sehr gelungen. Besonders die Gespräche machen die Geschichte für mich unheimlich vielfältig. Das Grundthema ist der Tod, doch der Autor verleiht diesem Thema sehr viele Facetten und stellt den Tod nicht eindimensional dar.

Vor kurzem ist eine Freundin von mir wie auch der Christoph aus der Geschichte tödlich mit dem Rad verunglückt. Deswegen habe ich mich in der letzten Zeit vermehrt mit dem Tod auseinander gesetzt. Viele meiner Gedanken konnte ich in den Figuren wiedererkennen. Ich denke, dass mich das Buch auch ohne den Tod meiner Freundin berührt hätte, doch mit dieser frischen Wunde im Herzen hat mich das Buch ganz besonders berührt und auch noch lange nach dem lesen beschäftigt.