Rezension

Macht nachdenklich

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
von Rachel Joyce

Bewertet mit 4 Sternen

"Der Brief, der alles verändern sollte, kam an einem Dienstag."

Eines Tages sitzt der Rentner Harold Fry am Frühstückstisch, als er ganz unerwartet Post von seiner alten Arbeitskollegin Queenie bekommt. 20 Jahre hat Harold nichts mehr von Queenie gehört und sich auch nicht bei ihr gemeldet. Nun die Nachricht: Queenie hat Krebs und möchte sich mit diesem Brief von ihm verabschieden. Harold ist geschockt. Sofort nimmt er den Stift in die Hand um seiner alten Freundin in einigen, wenigen Zeilen sein Mitleid auszudrücken. Doch auf dem Weg zum Briefkasten merkt Harold, dass ein Brief einfach nicht genug ist. Also macht er sich auf den 1000km langen Weg nach Berwick upon Tweed, einmal quer durch England. Nur kurz gibt er im Hospiz Bescheid, dass er auf dem Weg ist: „Ich werde laufen und sie muss weiterleben“. Unterwegs hat Harold viel Zeit zum Nachdenken: Über seine kaputte Ehe mit Maureen, die einst seine große Liebe war. Über die Beziehung zu seinem Sohn. Über seine Freundschaft mit Queenie. Seine Eltern, seine Vergangenheit. Aber auch die Menschen, die Harold auf seiner Reise trifft, bewegen ihn. So wandert Harold auf dem Pilgerweg nicht nur zu Queenie sondern auch zu sich selbst und stellt sich seinen größten Ängsten und Sorgen.
Mich hat die Geschichte von Harold unheimlich berührt und am Schluss fast zu Tränen gerührt. Man fiebert so mit ihm mit und hofft, dass er nicht aufgibt und noch rechtzeitig bei Queenie ankommt. Und natürlich regt einen das Buch auch unheimlich zum Nachdenken an. Warum nehmen wir unser Leben oft erst in die Hand, wenn es schon fast zu spät ist? Warum teilen wir unsere Sorgen und Ängste nicht mit den Menschen, die uns wichtig sind? Welches große Zeichen muss erscheinen, bis wir aus unserm Trott ausbrechen? Dabei ist die Geschichte rührend und bewegend geschrieben und eben nicht überladen mit esotherisch-anmutenden Kalenderspruch-ähnlichen Floskeln, die die Welt verbessern wollen. 
 

Kommentare

kommentierte am 11. Oktober 2013 um 16:37

Ich kann dem nur zustimmen , ich fand das Buch auch ansprechend.