Rezension

Madame Nan bezaubert mit ihrer Geschichte

Wie uns die Liebe fand - Claire Stihlé

Wie uns die Liebe fand
von Claire Stihlé

Bewertet mit 3 Sternen

Der erste Blick auf das Buch gefällt. Das Cover ist mit vielfarbigen Blütenblättern bedruckt, die den Titel "Wie uns die Liebe fand" umrahmen. Der Titel mutet für meinen Geschmack etwas kitschig an, die Geschichte selbst ist es dann zum Glück aber nicht, geht teilweise sogar ins Dramatische.

"Inzwischen bin ich zweiundneunzig und so krumm, dass mein Kopf von ganz allein zu Boden zeigt, die Stirn voraus. Mein Körper weiß genau, wo er bald landen wird. Er gibt bereits die Richtung vor." Mit diesen Worten begrüßt die Erzählerin Madame Nan ihre Leser und legt somit auch gleich den Ton fest, mit dem sie uns durch das Buch führen wird. Der Schreibstil ist in einem lockeren Plauderton gehalten, der mich sehr schnell bis zum Ende gebracht hat.

Es geht um Madame Nan und ihre vier Töchter, die in dem fiktiven Dorf Bois-de-Val im Elsass leben. Ihr beschauliches Leben wird turbulent, als die Familie von Monsieur Boberschram einen kleinen Laden übertragen bekommt und eine der Töchter gemeinsam mit ihrem Freund „Liebesbömbchen“ entwickelt, denen ein Zauber innewohnen soll. Der Zauber – oder Voodoo, wie das Erfinderpärchen stolz berichtet – soll Menschen zueinander finden lassen. Tatsächlich scheinen die Kügelchen zu funktionieren, so dass Madame Nan und ihre Töchter fortan neben leckeren selbstgemachte Speisen auch Liebesbömbchen anbieten.

Liebe, wie der Titel schon vermuten lässt, spielt in "Wie uns die Liebe fand" eine große Rolle und sie ist allumfassend gemeint, bezieht sich also nicht nur auf die Liebe zwischen einem Paar, obwohl die Liebesbömbchen natürlich diese forcieren. Besonders hat mich aber die Liebe von Madame Nan zu ihren Kindern und umgekehrt berührt. Diese liebevoll gezeichnete Familie kennt kein Gegeneinander, nur ein Miteinander und begeisterte mich durch die gesamte Geschichte.

Neben der wunderbaren Familie gefiel mir auch das Dorfleben sehr gut. Madame Nan ist mit ihren über 90 Jahren eine bezaubernde Erzählerin, obwohl sie hier und da ausschweift oder in den Jahren hin und her springt. Dennoch macht es großen Spaß, ihr zu folgen. Sie beschreibt alles so lebendig, dass ich augenblicklich in ihrem kleinen Laden/Bistro vorbeischauen wollte. Das gesamte Dorf klang nach einem entzückenden Ausflugsziel. Was mich dann aber gestört hat, war das große Geheimnis, das im Laufe der Geschichte aufgedeckt wird. Da ich auf einen locker-leichten Roman eingestellt war, kam mir die Dramatik wie ein Störfaktor vor. Ich fand das Geheimnis auch etwas zu dick aufgetragen, so dass meine Bewertung von anfänglich 4 Sternen auf 3 Sterne herunterging.

Fazit: Ein unterhaltsamer Roman mit einer zauberhaften Madame Nan in der Hauptrolle, der ich gern auch von Angesicht zu Angesicht zugehört hätte. Leider fand ich das Geheimnis unpassend und zu düster, weshalb ich insgesamt gute 3 Sterne vergebe.