Rezension

Mächtiger und mehr Tiefgang als der erste Band - einfach grandios!

Der Löwe des Kaisers - Der Fall
von Cornelia Kempf

Bewertet mit 5 Sternen

Ich fieberte dem Buch entgegen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es mit den Zwillingen Einhard und Gunnar weiter geht. Also geht das Buch um Ritter, edle Frauen, große Herrscher, Deutschland im 12. Jahrhundert, in die zweite Runde und in was für eine!

Warum ich jetzt schon eine Rezi schreibe? Weil ich das Glück hatte, vorab lesen zu dürfen und die Autorin nichts einzuwenden hatte, dass ich meine Eindrücke schon jetzt veröffentliche :-). 

Der zweite Band ist nicht nur dicker als der erste, sondern geht auch mehr in die Tiefe.

Aber Achtung: „Der Löwe des Kaisers – Der Fall“ baut direkt auf den ersten Band auf und setzt voraus, dass man „Der Löwe des Kaisers – Der Aufstieg“ gelesen hat. Während der erste Band sich mit dem Aufstieg von Heinrich dem Löwen befasste, wird in diesem Teil sein Sturz nacherzählt. Ganz nach dem Motto: Wer hoch aufsteigt, kann auch tief fallen. Wiederum ist Cornelia Kempf ein mächtiges, spannendes und geschichtsträchtiges Werk gelungen. Der zweite Teil  beginnt im Jahre 1176, also sechs Jahre nach dem Ende des ersten Bandes.
 
Der Klappentext:
Seit sechs Jahren ist es ruhig im Reich. Während Einhard auf Mersburg sein beschauliches Leben mit seiner Familie genießt, erfreut sich Gunnar am Hofe des Kaisers an den gesellschaftlichen Vergnügungen. Doch der Friede auf Mersburg endet jäh, als Walther von Gerlingen mit seinen Männern vor den Toren steht. Auch für Gunnar ist es mit der friedvollen Zeit bald vorbei. Der Kaiser bereitet einen weiteren Feldzug gegen die aufwieglerischen Lombarden vor und schickt ihn als Kundschafter voraus. Doch in Alessandria gerät Gunnar in Gefangenschaft. Als Friedrich Barbarossa seine Fürsten auffordert, ihm gegen die Lombarden beizustehen, verweigert Heinrich der Löwe die Heerfolge. Es kommt zum Bruch zwischen dem Kaiser und seinem mächtigsten Herzog und die Zwillinge stehen sich eines Tages auf dem Schlachtfeld gegenüber ...

Geschichtlicher Rahmen:
Die Geschichte erstreckt sich diesmal über die Jahre 1176 bis 1185. In diesen Jahren knistert es mächtig zwischen Kaiser Friedrich Barbarossa und dem Herzog, Heinrich dem Löwen, was aber schon am Ende des ersten Bandes herauszulesen war. 

Zum Inhalt:
Wiederum werden die geschichtlichen Ereignisse um den Kaiser und seinen Herzog durch die Zwillinge Einhard und Gunnar erlebt. Die Zwillinge sind erwachsen geworden und haben ihren Platz im Leben gefunden. Einhard ist längst ein Lehnsmann des Herzogs und Gunnar hat sich zu einem vertrauten Getreuen des Kaisers gemausert. Doch gerade durch diese Stellung muss Gunnar in diesem Teil einiges aushalten, denn als ein Ritter des Kaisers bereist er viel das Reich und gerät in so manch unangenehme Situation. Kriege und Intrigen stehen an und wieder herrscht Aufruhr bei den Italienern. Der Kaiser muss sich nach sieben Jahren erneut um die Lombarden, ihre Rebellion gegen ihn und natürlich um den Papst kümmern. In Italien hat Gunnar viel zu erleben. Gunnars Temperament und Zügellosigkeit bringt ihn dann auch noch in gewaltige Schwierigkeiten und es droht gar eine Überwerfung mit dem Kaiser. Also keine guten Vorzeichen für ihn.

Einhard entwickelt sich trotz mancher Unstimmigkeit mit Heinrich dem Löwen immer mehr zu seinem Vertrauten, gar zu einem Freund und muss an seiner Seite die Auswirkungen des Falls seines Lehnsherren am eigenen Leibe erfahren. Daher hat auch Einhard  einiges zu bestehen, muss sein Lehen verteidigen und auch seine Liebe. Dabei haben es die Zwillinge nicht gerade leicht mit dem zarten Geschlecht, jede Liebe ist von Höhen und Tiefen geprägt und Gunnar erlebt einige herbe Tiefschläge, aber ich möchte nicht zu viel verraten.

Unterdessen werden Herzog Heinrichs Gegner immer mehr und immer mächtiger und während Heinrich sich um seine Herzogtümer kümmert, werden seine Feinde stärker und verbünden sich und dann begeht Heinrich auch noch einen großen Fehler! Es kommt zum Bruch zwischen dem Kaiser und dem Herzog und da Einhard, wie Gunnar je auf der einen Seite stehen, ist es unausweichlich, dass die beiden sich eines Tages auf dem Schlachtfeld gegenüber stehen. Aber auch ihre außergewöhnliche Ähnlichkeit wird ihnen zum Verhängnis.

Mein Fazit:
Wiederum hat mich Geschichte der Zwillinge bewegt, zum Lachen gebracht, aber auch nachdenklich gestimmt. Wie schon im ersten Band wurde die Geschichte zwischendrin mit auflockernden, humorvollen Einlagen gespickt, dass ich hin und wieder schmunzeln musste. Dabei ist mir Gunnar der Zwilling, den ich vom Anfang bis zum Ende hin ein klein wenig mehr mochte. Es fehlte in diesem Teil weder an Humor, noch an Spannung und auch der geschichtliche Rahmen kam nicht zu kurz. Erneut wurden die historischen und gut recherchieren Fakten ganz nebenbei und so geschickt eingebunden, dass man immer das Gefühl hatte, mitten im Geschehen zu sein. Ich habe ganz nebenbei viel gelernt. Durch die Episoden um Einhard und Gunnar, wie sich ihr Leben entwickelt, gab es immer wieder neue Wendungen und wiederum neue interessante Charaktere kamen hinzu. Geschichten um Personen aus dem ersten Teil werden zuende erzählt und aufgeklärt. Mit dem ein oder anderen hatte ich überhaupt nicht gerechnet.

In diesem Teil kommen die kämpferischen Auseinandersetzungen mehr vor als im ersten Teil, doch die Abstände sind groß genug, dass man hier nicht von einem Kriegsschauplatz zum anderen springt. 

Für mich war das Lesen des zweiten Teiles nicht nur eine unerwartete Freude, weil ich vorab lesen durfte, sondern hat mir auch unheimlich viel Spaß gemacht. Dieser Teil rundet die Geschichte wunderbar ab. Ich fieberte mit den Zwillingen mit, reiste mit ihnen, litt, liebte, stitt, kämpfte, lachte, trauerte und ja, ich weinte auch mit ihnen. Ein wunderbares Gesamtwerk, das die Ereignisse um Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen spannend  nacherzählt.

Zum Schluss:
Ich freue erfahren zu haben, dass Cornelia Kempf wohl an einer Fortsetzung arbeitet. Diesen will ich auch unbedingt lesen. Aber da heißt es wohl erst warten.