Rezension

Männer weinen heimlich

Wie hoch die Wasser steigen
von Anja Kampmann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Auf einer Ölplattform mitten in stürmischer See verliert Waclaw unerwartet seinen besten Freund, seinen Mitbewohner, seine Liebe. So wie Mátyás sein Leben verliert, so verliert Waclaw seine Perspektive. Er macht sich auf die Suche nach Mátyás Wurzeln, seinen eigenen, seiner Herkunft. Und scheitert fast an dem Versuch sich wiederzufinden.

Anja Kampmanns Roman lebt oft vom Ungesagten, von subtilen Hinweisen versteckt zwischen den Zeilen. Das macht einerseits den Reiz des Buches aus, es andererseits dadurch aber auch anstrengend. Die Handlung wird chronologisch erzählt, dabei aber eher in einzelnen Szenen, die nur grob miteinander das große Ganze bilden. Emotionen, auch allgemein ein Blick in das Innere der Hauptfigur werden nur spärlich gewährt, es fällt schwer sich mit Waclaw zu identifizieren. Ich fand es schade, dass die Welt, die ihn prägt (die Bohrinsel nämlich) nur so wenig Raum in der Handlung einnimmt, stattdessen irrt Waclaw quasi atemlos durch die Welt. So reduziert die Gefühlswelt im Roman, so überladen Waclaws Reiseroute, hier hätte ich mir gerne etwas weniger Stationen gewünscht. Mir hat der Roman durchaus irgendwo gefallen, aber wirklich abgeholt hat er mich nicht.