Männerhumor, wenn überhaupt

Mrs Fletcher
von Tom Perrotta

Bewertet mit 1 Sternen

Es ist schon sehr seltsam.

Wenn man die Pressestimmen liest, die auf dem Buchrücken zitiert werden, dann hat man das Gefühl, ein anderes Buch gelesen zu haben. Ich jedenfalls. „Ein herrlich provakanter, rasend komischer Roman…“ ?

Ich habe keinerlei Humor wahrgenommen, vielleicht ist das mein Problem mit dem Buch. Falls darin sowas wie Humor steckt ist es auf jeden Fall Männerhumor der anzüglichen Sorte, den Frauen gar nicht witzig finden.

Wir begleiten Eve Fletcher durch ihre Identitätskrise. Der Sohn verlässt das Nest, der Mann ist schon länger weg, da steht sie nun und muss sich neu erfinden, weil sie leider nicht mehr die treusorgende Mutter sein kann. Zum Glück ist sie attraktiv und noch keine 50. Eine echte MILF, was sie dazu befähigt, ihren sexuellen Horizont zu erweitern, hat man doch deutlich mehr Möglichkeiten, wenn man sich in jeder Altersklasse umsehen kann. Witzig, oder?

Mit diesem Buch landen mehrere Jahrzehnte Emanzipationsbemühungen direkt in der Tonne. Frau definiert sich über ihre Attraktivität, Ihr Lebenszweck ist es zu dienen. Es wird jede Frau nach Oberweite bewertet, jedes Thema auf Sexuelles heruntergerissen wird. So denken gängige Machomänner, aber niemals eine Frau, was Eve nicht nur bedauerlich tussig sondern auch noch unglaubwürdig dastehen lässt. Den Durchbruch ins neue Leben schafft sie dann durch eine neue Frisur, manchmal zählen halt die einfachen Dinge. (Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr gespoilert.)

Dabei der Schreibstil gar nicht mal schlecht. Der Autor kann mit Worten umgehen, manches ist schön und originell beschrieben, ich wollte nur, er hätte mir etwas anderes erzählt.

Ich habe keine Ahnung, was uns dieses Buch sagen soll. Für mich ist es ein sexistisches Machwerk, das meint, in die Seele einer Frau zu blicken, sie dabei bloßstellt und ansonsten mit Klischees jongliert. Ich habe mich gewundert, geärgert aber hauptsächlich sehr gelangweilt.