Rezension

Märchen aus der Zeit gefallen

In der Waldklause - Märchen für kleine und große Kinder bis zu 80 Jahre und darüber -

In der Waldklause - Märchen für kleine und große Kinder bis zu 80 Jahre und darüber
von Augustin Wibbelt

Bewertet mit 5 Sternen

Ein besonderes Buch – nicht nur für den Verleger.

Inhalt:
In einem kleinen Holzhäuschen, tief im Wald, lebt der alte Waldbruder. Zu hektisch und laut ist ihm die Welt geworden, in seiner Waldklause will er Ruhe finden. Doch in einem Märchenwald ist man nie allein. Man trifft auf Feen und läuft Schneewittchen über den Weg. Aber auch finstere Gestalten leben im Wald…

Meinung:
Was machen Märchenfiguren eigentlich nach “Und wenn sie nicht gestorben sind…”?
Nun vermutlich leben sie tatsächlich ein mal mehr mal weniger ruhiges Leben in ihrem Wald. Von diesem berichtet dieses Buch. Wobei, eigentlich berichtet es vom wenig einsamen Leben eines alten Waldbruders (eine Art Mönch), der sich in den Märchenwald zurückgezogen hat. Und er muss feststellen, dass Ruhe und Frieden sehr weit gefasste Begriffe sein können.

Der Band enthält ein Sammlung von Kurzgeschichten, die Anfang der 1930er Jahre in ursprünglich vier Büchern veröffentlicht wurden. Entsprechend des Alters ist der Sprachstil für heutige Leser sehr ungewohnt und zum Teil auch etwas schwer verständlich. Da muss man sich beim Lesen schon mal arg konzentrieren. Leider haben sich wohl auch einige Schreibfehler eingeschlichen, die nichts mit den “altertümlichen” Formulierungen zu tun haben. Liebe Grüße an das Lektorat ;-)
Trotzdem entfaltet das Buch einen ganz besonderen Zauber. 
Der Mantikore Verlag hat die Geschichten mit vielen ganzseitigen Illustrationen und einem tollen Hardcovereinband, mit Schutzumschlag, veredelt. Die Gestaltung des gesamten Buches macht, neben dem Vorwort, noch einmal deutlich, dass “In der Waldklause” ein Herzensprojekt für den Verleger war. So machen Bücher richtig Spaß.

Wie es für Märchen oder auch andere Kindergeschichten, vor allem aus früherer Zeit üblich ist, haben die Geschichten eine Moral für die junge Leserschaft im Gepäck. Aber auch ein deutlich religiöser Unterton ist nicht zu verleugnen. Dies liegt aber vor allem und ausschließlich daran, dass es sich beim Autor um einen Priester gehandelt hat.
Auch muss man beim Lesen immer die Zeit im Hinterkopf behalten, in der die Geschichten entstanden sind. Anderenfalls könntes es in Zeiten von Gender und Emanzipation einigen Diskussionsbedarf geben.

Fazit:
Allein wegen der wunderbaren Gestaltung ist dieses Buch ein Schatz für jedes Bücherregal. Wer sich auf den Sprachstil und den historischen Hintergrund der Geschichten einlässt, wird sehr schnell merken, dass es auch inhaltlich zu verzaubern weiß. Ich habe “In der Waldklause” sicher nicht zum letzten Mal zur Hand genommen.