Rezension

Märchen können grausam sein

Märchenblut - Nadja Roth

Märchenblut
von Nadja Roth

Bewertet mit 3.5 Sternen

" Wahrscheinlich war sie jetzt wach.
Lag nackt und frierend, voller Angst, festgebunden auf seinem Seziertisch, ohne zu wissen, warum sie hier war.
Bei der Vorstellung, sie könnte noch voller Hoffnung auf Erlösung sein, kicherte er leise in sich hinein.
Er würde sie nie mehr gehen lassen." (S.4)

Als die erste verstümmelte Leiche im Wald im eigentlich beschaulichen Schifferhausen entdeckt wird, ahnt die neue Komissarin Elli Werner noch nicht inwieweit sie von diesem Fall von ihren eigenen Problemen, die sie zur Versetzung veranlasst haben, abgelenkt wird.
Bei der Leiche wird ein Zitat aus einem Märchen der Gebrüder Grimm gefunden.
Sie ermittelt gemeinsam mit ihren neuen Kollegen in dem Märchenblut-Fall und entdecken schnell, dass die ermordete Frau in der Vergangenheit nicht gerade von Nächstenliebe getrieben wurde.
Dann werden die nächsten Frauen entführt.
Schon im Prolog wird die Brutalität dieses Killers klar und läßt Menschen mit schwachen Nerven und Magen, das eine oder andere Mal schlucken.
Meiner Meinung nach ist diese Spannung mit den ständig neuen Schockmomenten die große Stärke dieses Thrillers.
Man hatte beim Lesen oft das Gefühl, die Luft anhalten zu müssen.
Allerdings nicht gerade wegen der brillianten Ermittlungsarbeit von Elli Werner, die sich auch in unmögliche Situationen bringt aufgrund ihrer naiven Art, die mich zugegeben teilweise genervt hat.
Für mich war sie nicht die ideale Polizistin.
Auch die heile Welt in ihrem Kollegium fand ich etwas übertrieben, da mag ich es lieber nicht ganz so idyllisch.
Mit dem Ende hatte ich dann doch ein bißchen gerechnet, aber das hat der Spannung trotzdem nicht geschadet.
Dieses Buch hat mich auch zum Nachdenken angeregt in punkto Schuld, Selbstjustiz und was wir mit unserem Handeln alles bewirken bzw anrichten können.
So gebe ich diesem Thriller 3 1/2 Sterne für einen sehr spannenden Plot, aber eine verbesserungsfähige Ermittlerin.