Rezension

Märchen sind nicht immer nett...

Mundus Perditus - Carmen Gerstenberger

Mundus Perditus
von Carmen Gerstenberger

Bewertet mit 5 Sternen

Inhaltsangabe:

Märchen sind nicht immer fröhlich… sie können auch dunkel und eiskalt sein, vor allem wenn wie aus dem Nichts ein mysteriöser Wald in New Rise City auftaucht und Märchenfiguren zum lebenden Albtraum werden.

Die junge Polizistin Vernita wird wie magisch von dem unheimlichen Wald angezogen und ehe sie sich versieht, befindet sie sich mittendrin. Da taucht plötzlich Rotkäppchen vor ihr auf und die Welt verschwimmt. Als Vernita Tage später im Krankenhaus erwacht ist ihre Erinnerung zunächst verschleiert, doch die Berichte des Arztes werfen sie zurück in die Realität. Grausame Morde geschehen, die Menschen fliehen aus New Rise City und es herrscht absoluter Ausnahmezustand. Als dann auch noch der rätselhafte Ruiz auftaucht und meint Vernita entstamme einer alten Hüter-Familie und sei die Einzige, die die Menschheit retten kann, ist das Chaos perfekt…

 

Meine Meinung:

„Mundus Perditus: Die vergessene Welt“ von Carmen Gerstenberger ist eine düstere Märchenadaption, die sich auf die dunklen Originalfassungen der Brüder Grimm stützt und zudem mit der Welt der Dämonen verwoben ist.

Nach einem kurzen Prolog, den Aufzeichnungen der Hüter, der uns knapp die Gegebenheiten der vergessenen Welt wiedergibt, wirft die Autorin uns ohne Umschweife mitten ins Geschehen. Sie entführt die Leser immer tiefer in ein actionreiches Abenteuer im Kampf gut gegen böse. Die Kampfszenen sind sehr gewaltig beschrieben und doch teils auch sehr ekelhaft. Viele Morde, viel Blut und viele Innereien… Wer hier auf eine rosarote Märchenwelt gehofft hat, ist vollkommen fehl am Platz.

Diejenigen, welche Carmens sonstigen Schreib- und Erzählstil kennen, merken sofort, dass Carmen mit „Mundus Perditus“ eine völlig neue Seite von sich als Autorin preisgibt. Der Schreibstil ist nach wie vor flüssig und bildlich, jedoch auf einmal düster. Die Abhandlungen sind rasant, wobei die dunklen Szenen stets durch eine ordentliche Prise Humor und triefenden Sarkasmus aufgelockert werden.

Die Geschichte erinnert mich daher ein wenig an „Buffy – Im Bann der Dämonen“, denn auch Vernita besitzt urplötzlich mystische Kräfte. Sie wird von einer Sekunde auf die andere aus ihrer Welt als Polizistin, in dieser sie sich stets gegen die Männerwelt beweisen muss, herausgerissen und muss ohne große Erklärungen hinnehmen, dass sie nun als Hüterin, ich würde eher sagen Dämonenkriegerin, sich den dunklen Mächten entgegenstellen soll.

So gesehen ist Vernita doch eine toughe, selbstbewusste junge Frau mit frechem Mundwerk und hart im Nehmen. Ihr zur Seite steht der geheimnisvolle Ruiz, Wächter der Vergessenen Welt und Krieger aus einer anderen Dimension. Begleitet wird dieser noch von Marno, einem ähm ja … Dämon mit lockerem Maul und ungeahnten Fähigkeiten.

Die Charaktere im Allgemeinen bleiben zwar eher ein wenig flach gezeichnet, doch tut dies der Geschichte keinen Abbruch, denn der Fokus liegt hierbei auf der Handlung, dem Kampf mit den Dämonen, über sich selbst hinaus zu wachsen und auf sein Innerstes zu vertrauen. So finde ich es auch gar nicht schlimm, dass gewisse Hintergründe, sowie die Zwischenmenschliche Ebene und die aufkeimende Liebesgeschichte nur am Rande erwähnt werden.

Carmen ist es gelungen mich auch ohne große Emotionen dafür jedoch mit viel Witz an ihre düstere Welt, die von märchenhaften Elementen durchzogen ist und perfekt mit der Welt der Dämonen verknüpft wurde, zu binden und in einem magischen Bann an das Liber Malorum zu fesseln.

Ein weiterer Punkt, der nicht unerwähnt bleiben sollte, ist die innere Gestaltung des Buches. Denn Print als auch E-Book sind bei einigen Kapiteln mit kleinen Illustrationen von Ly Fabian versehen, welche gekonnt die Dämonen darstellen.

 

Fazit:

„Mundus Perditus: Die vergessene Welt“ von Carmen Gerstenberger ist eine düstere Märchenadaption verwoben mit der Welt der Dämonen, die den Leser immer tiefer in ihren Bann zieht und dabei vollkommen ohne große Gefühle auskommt, dafür aber mit wahrlich märchenhaften Elementen und einer Prise Humor überzeugen kann. Eine Mischung aus den dunklen Originalen der Brüder Grimm und „Buffy – Im Bann der Dämonen“. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für Fantasy-Fans, die es auch gerne mal finsterer mögen und ohne ausschweifende Liebesgeschichten auskommen!