Rezension

Märchenhaft, kritisch & bewegend

Tadunos Lied - Odafe Atogun

Tadunos Lied
von Odafe Atogun

Bewertet mit 4.5 Sternen

Taduno ist ein nigerianischer Musiker, der einst mit seinen oftmals kritischen Liedern das Volk begeistert hat, das Militärregime jedoch gegen sich aufbringt und dann ins Exil fliehen muss. Nach einigen Monaten erreicht ihn auf wundersame Weise ein Brief seiner Liebsten, die ihm schildert, dass sich in der Zwischenzeit die Zustände im Land stark verschlechtert haben. Taduno sorgt sich und kehrt zurück. In der Heimat muss er feststellen, dass jegliche Erinnerung an ihn ausgelöscht worden ist. Trotzdem ist er fest entschlossen, seine inzwischen festgenommene Freundin zu befreien und Kraft seiner Musik für die Liebe zu kämpfen. Doch diese Entscheidung stellt ihn vor gewaltige Gewissenskonflikte und lässt Taduno ein ums andere Mal wanken...

Odafe Atogun erzählt hier märchenhaft über die Kraft der Musik und die Kraft der Liebe. Märchenhaft deshalb, weil nicht alles wirklich realitätsnah und logisch erscheint und es immer wieder ein Zauber ist, der hier waltet. Was sich nun vordergründig nach einer Liebesgeschichte anhören mag, ist aber noch viel mehr. Es geht um die Liebe zum Volk. Einem Volk, das durch die Willkür eines brutalen Militärregimes unterdrückt wird und dem Taduno mit seinen Liedern neuen Mut und neue Hoffnung geben möchte, und Liebe. Das kann er und das tut er deshalb ununterbrochen. Taduno hat nach seiner Rückkehr jedoch seine Singstimme verloren und muss vorerst mit reinen Gitarrenklängen die Menschen unterhalten. Aber selbst das gelingt auf faszinierende Weise. Natürlich ist der "President" alles andere als entzückt und überlegt sich eine List.

Der Autor versteht es, diese Geschichte vollkommen schnörkellos, jedoch mit großer Metaphorik zu erzählen, so dass ich völlig gebannt durch die Seiten geflogen bin. Gleichzeitig strahlt die Erzählweise eine unglaubliche Ruhe und Wärme aus. Die Hauptfigur Taduno mit seiner Musik gefällt mir - seine Entwicklung, seine Zweifel, seine Entscheidungen sind nachvollziehbar. Die magischen Klänge seiner Musik haben mich durch diese Geschichte getragen und hallen noch in mir nach. Aber auch die Missstände in der Gesellschaft - die Unterdrückung durch das Militärregime - bringt Atogun aufs Tapet. Auch diese Schilderungen hallen nach und erinnern regelmäßig daran, dass es sich nicht um ein Märchen handelt, sondern vielerorts um die grausame Realität. Nicht zuletzt ruft er mit seinem Roman auf, sich zur Wehr zu setzen.

Fazit: In märchenhafter und auf das Wesentliche reduzierter Form erzählt Odafe Atogun über Liebe, Mut, Vertrauen und Kraft. Fesselnd und ruhig zugleich. Ein sehr bewegendes Buch, das nachhallt und berührt.

Kommentare

kommentierte am 09. März 2017 um 11:16

Well done, liebe Bianca!!!

Tolle Rezension!

Naibenak kommentierte am 09. März 2017 um 11:30

Dankeschön! In doppelter Hinsicht :-)

Steve Kaminski kommentierte am 15. März 2017 um 11:01

Eine schöne Rezension! Nach den ersten 30 Seiten, die ich gestern Abend gelesen habe, freue ich mich sehr auf die weitere Lektüre!

Naibenak kommentierte am 15. März 2017 um 11:38

Danke Stevie! Schön, dass dir das Buch auch zu gefallen scheint... :-)

Steve Kaminski kommentierte am 16. März 2017 um 09:03

Bisher bleibt's dabei - ich lese es sehr gerne! (Taduno hat gestern Abend TK gefunden, und der ist jetzt bei ihm zu Hause.)

Naibenak kommentierte am 16. März 2017 um 09:22

*freu* <3