Rezension

Märchenhaft mit Schwächen

So wie Kupfer und Gold - Jane Nickerson

So wie Kupfer und Gold
von Jane Nickerson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Bernard de Cressac, Patenonkel, wunderbarer Mann und reicher Abteibesitzer, will nur eins: Sophie glücklich machen. Aber hinter der üppigen, leuchtenden Fassade verbirgt sich ein zerrissener Mensch mit dunklen Geheimnissen. Die siebzehnjährige, rothaarige Schönheit versucht alles, um ihren Onkel glücklich zu machen, aber scheinbar ist es nie genug, bis sie geisterhafte Gestalten mit roten Haaren in der Abtei trifft ...

Sophie und ihre roten Haare waren mir am Anfang sehr sympathisch, der Fetisch um ihre Haare geht im übrigen nicht von ihr selbst aus, deswegen hat es mich nicht genervt. Zu ihrem Charakter muss ich sagen, dass ich sie als Menschen freundlich empfunden habe. Sie wollte mit jedem befreundet sein und hat auch über gewisse Verhältnisse nachgedacht ohne, dass es aufgesetzt wirkte. Manchmal allerdings habe ich mich gefragt, warum sie sich über bestimmte Dinge Sorgen macht oder wie sie auf gewisse Schlussfolgerungen kommt. Einiges war mir zu weit hergeholt, anders hat mich einfach überrascht. Sophie ist nicht unbedingt ein rein liebenswerter Charakter, wirkt manchmal etwas verwöhnt und dann wieder sehr bodenständig. Es fehlt die Abwechslung.

Bernard de Cressac ist der perfekte Gegenpol zu Sophie. Obwohl ich ziemlich schnell wusste, was ich von ihm halten sollte, war er wie ein Unwetter. Mehr verrate ich nicht.

Die Hausangestellten sind alle sehr liebevoll gestaltet. Es gibt eine französische Zofe, farbige Zimmermädchen und sogar einen chinesischen Butler. Einmal durch die Bank mit Liebe zum Detail ausgesucht.

Eine wunderschöne alte Abtei mit Kuppeldecken, Verliesen, geschlossenen Türen und vielen Geheimnissen hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Welchen Raum wird Sophie als Nächstes erkunden? Wo lauern böse Überraschungen? Die Autorin schafft es mit Wandteppichen und Bildern eine düstere Atmosphäre zu schaffen, die nur gebrochen wird, wenn Sophie ihre Tage im Wald verbringt. Das sind die zwei Seiten eines Märchens: Licht und Schatten, Leben und Tod. Auch durch die Geistererscheinungen wird der düstere Eindruck noch verstärkt und der glänzende Eindruck des Hausherrn ist die Lichterscheinung oder doch nicht?

Ein hübscher, reicher Mann kümmert sich um ein junges Mädchen. Na? Klingelt es bei Euch? Ich musste nicht lange nachdenken, vor allem, nachdem Bernard seine unausgeglichene Seite zeigt ;) Es hatte etwas von "Die Schöne und das Biest", nur dass Bernard ein Mensch bleibt. Aber auch andere Parallelen können gezogen werden und das nicht nur, wenn ihr das Nachwort der Autorin lest.

Die Märchenkomponente gefällt mir auffällig gut, dabei ist sie so offensichtlich, dass ich genervt geseufzt hätte. Einen Mangel gibt es nur am Voranschreiten der Geschichte, denn durch etwas lange Beschreibungen oder den x-ten Spaziergang, passiert manchmal recht wenig.

Im Kern dreht es sich natürlich um Bernard und Sophie, aber auch die Sklaventhematik der Zeit wird mit eingebunden. Das hat mir sehr gut gefallen und ich hätte Bernard oft gerne etwas an den Kopf geschlagen. Einige Dinge, die Sophie passieren, finde ich hingegen sehr aufgesetzt. Sie passieren bei einem Waldspaziergang, nur damit ihr wisst worauf ich hinaus will wenn ihr das Buch lest. Ich möchte nicht allzu viel verraten.

Ich liebe das Cover, weil es einfach lichtdurchflutet aussieht und sehr märchenhaft wirkt. Da kann ich nur ins Träumen geraten. Ich muss gestehen, dass das Ende für mich etwas sehr dick aufgetragen wirkte und ich mich an einigen Stellen nicht mit einigen Hausangestellten anfreunden konnte. Zwar steht auf dem Rücken, dass Sophie eine liebenswerte Protagonistin ist, aber als ausgesprochen liebenswert empfand ich sie nicht. Manchmal ist sie mir auch zu naiv und zieht eigenartige Schlüsse. Da ich das Märchenthema aber mag, gibt es von mir 3,5 Bücherpunkte