Rezension

Märchenhaft poetisch

Das Mädchen, das in der Metro las - Christine Féret-Fleury

Das Mädchen, das in der Metro las
von Christine Féret-Fleury

Kennst du das? Du sitzt in der Bahn und jemand in deiner Nähe liest ein Buch. Du versuchst so unauffällig wie möglich ein Blick auf den Titel erhaschen zu können. Deine bibliophile Neigung lässt es gar nicht anders zu.
Juliette geht es ähnlich, sie beobachtet lesende Menschen in der Metro. Da ist beispielsweise eine ältere Dame, die immer wieder durch das selbe Kochbuch blättert.
Oder die Frau, die bei ihren Liebesromanen immer an der gleichen Stelle zu weinen beginnt.
Aber sie beobachtet nicht nur lesende Menschen, sie hat selbst immer ein Buch bei sich.
So hat sie auf ihrer Arbeit eine Schublade voll mit Büchern, die sie auf dem Weg zur Arbeit in der Metro gelesen hat.
Als sie eines Tages an einer anderen Station die Bahn verlässt, entdeckt sie ein Buch, dass zwischen einem Tor eingeklemmt ist. Unweit davon sieht sie ein Schild, auf dem steht  „Bücher ohne Grenzen“.
Als ein sie ein kleines Mädchen hineinbittet hat Juliette die Entscheidung, dieses Tor zu durchqueren, getroffen und diese Entscheidung wird ihr Leben verändern
In dem Haus hinter dem Tor lernt sie Soliman kennen, einen Mann, der seine Aufgabe darin sieht, Bücher per Kurier zu verschicken. Für jeden soll das richtige Buch gefunden werden um das Leben des beschenkten durch dieses Buch zu verändern.
Sie lernt Soliman kennen, der seine Lebensaufgabe darin sieht Bücher per Kurier zu verschenken. Aber nicht wahllos, es soll versucht werden für jeden das richtige Buch zu finden. Nämlich das eine Buch, das das Leben des Beschenkten ändert.
Juliette kündigt ihre Stelle in einer Immobilienagentur und beschließt für Soliman als Kurier zu arbeiten. Als dieser für unbestimmte Zeit sein Zuhause verlassen muss, zieht sie bei ihm ein um auf seine kleine Tochter Zaide aufzupassen, die ebenfalls ihre Liebe zu Büchern entdeckt hat.
 
Das Buch ist eindeutig für Leseratten und Buchliebhaber.
Das Cover ist wunderschön gestaltet und es ist toll, dass der Leser auf dem Cover Buchtitel erkennen kann.
Im Anhang ist eine Liste mit Büchern, die Juliette während ihrer Reise begleiteten.
Ich hätte mich gewünscht, dass die Bücher, die in dem Roman selbst genannt werden ebenfalls auf dieser Liste zu finden sind. Vielleicht werde ich mich mal hinsetzen und die Liste für mich ergänzen.
Die Charaktere schließt man direkt ins Herz und der Schreibstil ist sehr poetisch.
Ich habe diesen Roman in kleinen Häppchen gelesen, da ich nicht wollte, dass er endet.
Leider finde ich die Geschichte etwas langweilig, gerade zum Ende hin hätten es mehr Seiten sein dürfen. Die Entwicklung von Juliette ging mir zu schnell – aber dennoch habe ich es genossen sie zu begleiten.  Durch die Kürze des Romans bleiben die Charaktere, wenn auch sehr liebevoll, recht oberflächlich und das Ende lässt einige Fragen offen.
Beim Lesen hatte ich das Gefühl ein modernes Märchen zu lesen – die Idee, dass es Menschen gibt, die Menschen beobachten und anhand ihres Verhaltens Bücher für sie aussuchen ist toll, leider sehr unrealistisch.  Dies ist kein negativer Punkt sondern verstärkt das Gefühl, dass es sich bei der Geschichte um ein Märchen in unserer heutigen Welt handeln könnte.