Märchenhaft und philosophisch
Bewertet mit 4 Sternen
Herr Thomas bekommt von seiner Schwester einen Nymphensittich geschenkt, weil er seit der Trennung von seiner Freundin so traurig ist. Charly lebt fortan ein relativ tristes Leben in einem Käfig. Einmal hätte er fliehen können, als durch einen starken Wind die Palme auf dem Balkon umfiel und dadurch die Käfigtür geöffnet wurde. Doch Charly hat sich nicht getraut. Als Herr Thomas sich neu verliebt, geschehen gleich mehrere Dinge auf einmal. Fräulein Sarah liebt die Freiheit und setzt durch, dass Charly einen großen Käfig und noch dazu eine Freundin bekommt. Auch der Nachbar, Herr Palowski, ein ehemaliger Tierarzt, wird immer öfter hinzugezogen. Clara ist mit dem Leben im Käfig zufrieden, aber Charly zieht es wie Fräulein Sarah in die Ferne. Der Wellensittich Eddie, der frei im Wald lebt und die beiden Nymphensittiche ab und an besucht, lässt Charlies Sehnsucht noch wachsen. Und so ähneln sich die Pläne von Fräulein Sarah und Charly doch sehr …
★★★★ (ړײ)¸¸.•´¯`»
Diese kleine Geschichte, die von Freiheit aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, ist sehr klug und weise, aber auch sehr leise. Das ist schön! Es gibt den alten, weisen Nachbarn Palowski, den hin- und hergerissenen Thomas und die junge, flippige, freiheitsliebende Sarah auf der Menschenseite, auf der Tierseite sind da Charly, Clara und Eddie. Schnell wird klar, dass sich Mensch und Tier gar nicht so sehr unterscheiden. Und schnell wird auch klar, dass Freiheit für jedes Individuum etwas anderes bedeutet.
Mir gefällt der altmodische Stil, in dem die kleine Geschichte gehalten ist. Sie liest sich gut und schnell, ist aber trotzdem keine Lektüre für zwischendurch, sondern regt zum Nachdenken an. Es steckt ein gutes Stück Philosophie darin. So gehen die Gedanken nach und nach auf einen weiten Spaziergang, der über die Frage, was Freiheit für einen selbst bedeutet und was man bereit ist, für sie zu tun, hinausgeht.
Die Protagonisten sind so gezeichnet, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene die Geschichte verstehen und lesen können. Dadurch behält man zwar ein wenig Abstand, aber auf positive Weise. Sympathisch sind einem eigentlich mehr oder weniger alle Figuren, die einen Auftritt haben. Beeindrucken können Palowski, Thomas und Sarah auf alle Fälle.
Perfekt wäre das Büchlein, wenn statt der Vignetten kleine Illustrationen im Buch wären. So sind es für mich glänzende vier Sterne!