Rezension

Märchenhafter Roman über das Gute in einer dunklen Zeit

Junge mit schwarzem Hahn -

Junge mit schwarzem Hahn
von Stefanie vor Schulte

Bewertet mit 5 Sternen

Magisch.

Als "außergewöhnliches Debüt" beschreibt es der Klappentext und in der Tat, das ist es. Ich habe das Buch fast in einem Zuge ausgelesen, war ganz gebannt von der Welt, in die es mich mitgenommen hat und nach der letzten Seite habe ich mich gefragt, was ich da eigentlich gerade gelesen habe.

Es ist die Geschichte des elfjährigen Martins, der als gute Seele eines kleinen Dorfs aufwächst, das von Armut und Gewalt geprägt ist. Wann genau die Geschichte spielt, erfahren wir nicht, aber das Setting mutet mittelalterlich an, die Gegner sind hier Hunger, Pest, fehlende Bildung, Aberglaube, Tyrannei. Martin ist der einzige Überlebende eines Familiendramas, sein einziger Begleiter und Freund ist ein schwarzer Hahn. Anstatt diesem klugen, warmherzigen, etwas naiven Jungen mit Mitgefühl zu begegnen, wird er von der Dorfgemeinschaft nur umso mehr gemieden - ein jeder spürt, dass er den Erwachsenen um ihn herum, die immer wieder in Streit verfallen, weit überlegen ist. Als ein Maler das Dorf besucht, zieht Martin mit diesem hinaus in die Welt, um sie ein klein wenig besser zu machen.

Ich habe selten ein Buch gelesen, bei dem ich so wenig ahnen konnte, was mich auf der nächsten Seite erwarten wird. Stefanie vor Schulte hat ein Märchen für Erwachsene geschrieben, eine Parabel mit viel Interpretationsfreiheit, eine magische Geschichte vor düster-historischer Kulisse. Die Sätze sind kurz, die Ausdrucksweise hat etwas von der Naivität des Jungen und gleichzeitig strahlt jeder Satz vor Klugheit und Poesie. Dieses Buch ist ein kleines Überraschungspäckchen, das es sich wirklich lohnt auszupacken, ein herausragendes Debüt!