Rezension

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Märchenhaftes Buch das etwas weiter in die Tiefe hätte gehen können.

Die letzte Dichterin - Katharina Seck

Die letzte Dichterin
von Katharina Seck

Bewertet mit 4 Sternen

Worte. Geschichten. Sie konnte nicht verstehen, wie Menschen sie nicht lieben konnten. Sie waren Tore zu anderen Welten, in andere Länder, in die Fantasie anderer Menschen, Wie konnte man da nicht atemlos vor Begeisterung sein? (Kapitel 25)

Inhalt:
Die Magie in Phantopien ist verschwunden. Nur in der Stadt Fernab gibt es noch Magie. Einmal hier aufzutreten - davon hat die Dichterin Minna Fabelreich immer schon geträumt. Aber Fernab darf nur betreten, wer eine Einladung besitzt. Minna kann ihr Glück daher kaum fassen, als sie eines Tages eine Einladung zu einem Dichterwettstreit bekommt. Zusammen mit dem Schatzsucher Finn macht sie sich auf den Weg. Doch in Fernab entdecken die beiden, dass ausgerechnet die Königin hinter der kunstvollen Fassade der Stadt eine dunkle Kraft verbirgt, die ganz Phantopien bedroht. Und Minna und Finn sind die einzigen, die sich der Gefahr entgegenstellen können.

Wie ich zu dem Buch kam:
~"Katharina Seck öffnet uns das Tor zu einer Metropole der Märchen und der Kunst, in der die Magie des Erzählens beim Wort genommen wird" Kai Meyer~
Wegen genau diesem Satz ist das Buch für mich sehr interessant geworden. Kai Meyer (mein absoluter Lieblingsautor) hat das Buch als großartig befunden, von daher war es ja schon fast Pflicht es zu lesen. Mir hat natürlich auch das Cover auf den ersten Blick gefallen. Das Buch hat ein Märchen versprochen und eine Welt die etwas magisches an sich hat.

Meinung:

Cover:
Das Cover sieht aus wie ein richtig schönes Märchenbuch. Es ist düster und kraftvoll. Mir gefällt es wahnsinnig gut. Außerdem liebe ich Bücher die eine Landkarte enthalten.

Schreibstil:
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, das Buch hat sich flüssig hintereinander weg lesen lassen. Was auch an den kurzen Kapiteln liegt. Mir persönlich hat das gut gefallen. Ich lese leider drei kurze Kapitel als ein ewig langes. Mir haben auch die kleinen Sätze am Anfang eines jedes Kapitels sehr gut gefallen, so wusste man immer schon so ein bisschen was einen erwartet.

Figuren/Charaktere:
Die Figuren die aufgetreten sind fand ich klasse. Ich fand es sehr schön das jeder der Figuren eine Entwicklung durch macht.

Minna war mir von Anfang an sehr sympathisch. Sie ist eher ein ruhiger und unscheinbarer Charakter, außer wenn sie eine Geschichte erzählt, dann wächst sie über sich hinaus und genau das macht auch ihre Magie aus.

Finn ist auch eine Klasse für sich. Ein Dieb (oh Pardon ich meinte Schatzsucher) mit einer verkrüppelten Hand und einer treuen Elster, den alle Welt unterschätzt. Das klang wirklich vielversprechend. Leider war er zu Beginn der Geschichte doch nur ein einfacher Dieb. Allerdings konnte ich seine Beweggründe immer sehr gut nachvollziehen. Er wollte endlich frei sein und sein Leben selbst in die Hand nehmen.
Finn und Minna erleben im Laufe der Geschichte (besonders in Fernab) ihre Gaben intensiver als je zuvor.
Finn wird endlich zu dem Schatzsucher der er immer schon sein wollte. Minna macht eine andere Wandlung durch und wird von einer manchmal doch sehr blauäugigen Dichterin zu einer starken selbstbewussten Frau. Sie glaubt aber nach wie vor an das gute im Menschen und geht bei jedem immer vom besten aus.

Die Königin (die insgeheim meine liebste Figur ist) macht bei weitem die größte Wandlung von allen durch. Sie ist nicht durch und durch böse, was meiner Meinung nach bei genauem lesen auch sehr früh zu erkennen ist. Sie will eigentlich nur das besten für Phantopien. Ihr Weg das zu errichen was sie sich vorgenommen hat ist bestimmt nicht der beste aber sie versucht wenigstens die Magie zu retten.
Die Königin ist mächtig und geheimnisvoll aber auch unsicher was sie meiner Meinung nach sehr viel menschlicher macht.
Als sie begreift das sie ganze Zeit von ihrem Hofdichter belogen und ausgenutzt wurde wandelt sie sich um 180 Grad. Sie schafft es ihre dunkle Seite hinter sich zu lassen und gesteht sich ihre eigenen Fehler ein, was wirklich von einem großen Charakter zeugt.

Valerien (der Gabensucher) ist der Königin verpflichtet. Er wird von ihr erpresst damit er gehorcht, aber man merkt auch schnell das da noch was anderes zwischen den beiden ist oder besser gesagt das da mal was anderes zwischen den beiden war...
Auch Valerien macht eine Entwicklung durch. Vom Mann der immer alle Befehle ausführt (obwohl der weiß das er damit Menschen verletzt) zum Mann der bereit ist Hochverrat zu begehen um jemand unschuldigen zu retten.
 

Handlung:
Ich fand es gut das die Geschichte schnell Fahrt aufnimmt und nicht lange um den heißen Brei herum geredet wird. Außerdem war die Handlung leicht und gut verständlich.

Es gab ein paar unlogische Stellen über die man hinwegsehen können sollte. Jetzt mal ehrlich niemand würde mit jemandem eine Reise ins Ungewisse antreten der vorher versucht hat einen zu bestehlen oder?

Die Geschichte mit dem Spiegel die Minna im ersten Gasthaus vorgetragen hat kam mir sehr bekannt vor. Ich hatte die Geschichte schon mal gehört, eine andere Leserin hat mir dann auch die Sprünge geholfen, die Geschichte kam in der Serie „Haus des Geldes“ vor. Ich fand das allerdings nicht groß schlimm das sich die Autorin davon hat Inspirieren lassen. Man muss ja auch nicht immer das Rad noch mal neu erfinden.
Jedenfalls geht das Buch mit einer Reise nach Fernab weiter. Fernab ist die Hauptstadt von Phantopien in der die Königin residiert und die letzte Stadt in der es noch Magie gibt. Außerdem ist Fernab versteckt. Keiner weiß genau wo es liegt, außer man ist schon einmal dort gewesen. Die Geschichte rund um Fernab fand ich richtig faszinierend. Die Idee das eine ganze Stadt versteckt ist und nur von bestimmte Leuten gefunden werden kann fand ich brillant. Und er der Verschwindefluch hat wirklich was geniales an sich. Eigentlich eine einfache Idee die aber brillant eingefügt und umgesetzt worden ist.

Unter der Oberfläche gibt es eine zweite Stadt. Eine Spiegelstadt, der staubige, dunkle und doch faszinierende Untergrund Fernabs. Leider erfährt man nicht so viel über die Unterstadt wie man gern möchte. Meiner Ansicht nach hätte es hier zu ruhig noch mehr Infos geben können.

Finn und Minna schaffen es jedenfalls nach Fernab. Die Stadt an sich fand ich auch gut beschreiben, man merkt das es eine Stadt ist die Kunst noch groß schreibt und durch die glaube ich jeder Bücherfreund gern mal schlendern würden.

Dann kommt es zum großen Dichterwettstreit. Dieser hat mir sehr gut gefallen. Auch das er aus Sicht der Königin beschrieben war fand ich gut gemacht.

Leider hat mir der Beitrag von Minna jetzt nicht so gut gefallen, aber das lag einfach daran, dass ich mit Gedichten in der Regel eh nicht so viel am Hut habe.

Nach dem Dichterwettstreit beginnt der große Showdown und der war für mich wirklich das Highlight des Buches.

Alles was im Palast spiel fand ich richtig spannend und faszinierend. Besonders erwähnenswert fand ich auch die Bibliothek der Königin. Den diese ist magisch. Es gibt zwar normale Bücher die von Menschen geschrieben wurden, aber es gibt auch über jeden Einwohner von Fernab ein Buch oder zumindest ein Kapitel in einem Buch. Das ist die Magie der Bibliothek die sich die Königin zu nutze macht.

Das Buch hat kein Happy End im klassischen Sinne aber es fügt sich alles einfach gut zusammen. Ich glaube ein „normales“ Happy End hätte auch einfach nicht gepasst und sich nicht richtig angefühlt. Schade fand ich allerdings das Minna und Finn nach all dem was sie zusammen erlebt haben wieder getrennte Wege gehen. Das hat mich dann doch auch ein Stück weit überrascht.

Fazit:

Ich fand das Buch zu Anfang leider etwas flach. Das hat sich aber im laufe des Buches sichtlich gebessert. Die Grundidee ist so zauberhaft. Ich finde allerdings man hätte hier und da noch mehr raus hohlen können. Das Buch hätte gut und gern noch 100 bis 200 Seiten mehr haben können, einfach um bei manchen Sachen noch ein bisschen mehr in die Tiefe gehen zu können.

Ich finde trotzdem das das Buch rundum gut gelungen ist. Es hat Spaß gemacht es zu lesen und in die Welt rund um Fernab eintauchen zu können. Ich denke gerade für junge Leser ist der Buch auf jeden Fall empfehlenswert.

Lieblingszitate:

„Traditionen sind wichtig, findest Ihr nicht auch?“ „Ja und nein. Traditionen verbinden Menschen. Aber manchmal verhindern sie auch, dass etwas neues Großartiges entstehen kann.“ (Kapitel 17)

Worte. Geschichten. Sie konnte nicht verstehen, wie Menschen sie nicht lieben konnten. Sie waren Tore zu anderen Welten, in andere Länder, in die Fantasie anderer Menschen, Wie konnte man da nicht atemlos vor Begeisterung sein? (Kapitel 25)

Die wahre Richtung des Herzens ist dort, wohin deine Füße dich tragen, wenn du aufhörst zu denken. (Kapitel 25)

Alte Gewohnheiten legt man nicht ab. Selbst wenn man fest daran glaubt, besser zu sein, sie abzustreifen wie einen alten Mantel, dem man entwachsen ist, so kommt man irgendwann an den kritischen Punkt, an dem einen diese alten Gewohnheiten wider einholen, an dem man nach ihnen greift, weil sie wie vertraute Werkzeuge in der Hand sind. (Kapitel 40)

Warum zwingen sie alle einen dazu, etwas zu tun, das man nicht will? Wir haben nur dieses eine Leben. Lasst uns doch die Freiheit, aus eigener Kraft zu fallen und wieder aufzustehen. (Kapitel 41)