Rezension

Märchenwald mal anders...

Mundus Perditus - Carmen Gerstenberger

Mundus Perditus
von Carmen Gerstenberger

Bewertet mit 3 Sternen

INHALT:

Als in New Rise City das absolute Chaos ausbricht wollte Vernita gerade nichts anderes als mit ihren besten Freundinnen einen Kaffee zu trinken. Doch ein mysteriöser Wald, der aus dem Nichts hervor bricht, einen ganzen Teil der Stadt einnimmt und alles Leben darin vernichtet ist schwer zu übergehen. In ihrer Berufung als Polizistin kommt sie an den Einsatzort und wird wie magisch von dem grünen Dickicht angezogen. Entgegen der Vorschrift wandern ihre Füße über das weiche Moos immer weiter hinein und ihre Augen entdecken ein kleines Mädchen im roten Umhang – Rotkäppchen!

Als sie 3 Tage später im Krankenhaus erwacht ist ihre Stadt nicht mehr wieder zu erkennen. Wie in einem leibhaftigen Albtraum sterben Menschen auf grausame und unerklärliche Weise. In diesem Chaos trifft sie auf Ruiz, einen Wächter aus einer anderen Welt, der ihr unglaubliches offenbart: Dämonen existieren wirklich und Vernita ist die Einzige, die sie aufhalten kann…

 

 

EIGENE MEINUNG:

Wirklich wie magisch angezogen hat mich zuallererst das Cover des Buches. Es ist rund um die goldene Schrift des Titels in vielen verschiedenen Blautönen gehalten. Im unteren Bereich sieht man den tiefen Wald und darin einige märchenhaft anmutende Gebäude. Am oberen Bildende befinden sich New Rise Citys Wolkenkratzer um die sich nun Pflanzen ranken und die von fliegenden Wesen bevölkert werden. Der Himmel scheint in eine Art Zwielicht getaucht zu sein und ist hinterlegt mit filigraner Handschrift. Nach Beendigung des Buches kann ich sagen, dass alles wunderbar zum Inhalt passt und auf viele verschiedene Szenen der Geschichte verweist!

 

Die Grundidee des Buches konnte mich schnell für sich einnehmen. Ein geheimnisvoller, magischer Wald, der plötzlich in einer unserer Großstädte auftaucht und Märchenfiguren mit sich bringt – toll! Die Geschichte rund um diese Begebenheit wird dem Leser schnell klar – Teile davon durchschaut/erfährt er allerdings schneller als die Hauptprotagonistin. Mir persönlich ist es immer etwas lieber, wenn man dergleichen gemeinsam entdeckt!

 

Vernita an sich hat es mir über das Buch hinweg relativ schwer gemacht Zugang zu ihr zu finden. Mal wird sie als eher einsam und rein für ihre Arbeit bzw. ihre Kollegen lebend beschrieben. Dann lernen wir sie mit 2 Freundinnen kennen. Einmal ist sie total abgebrüht und kampfeslustig, dann wieder völlig unsicher, wenn es um einen Mann geht. Ich konnte mir hier bis zum Schluss kein stimmiges Bild machen und fand die Figur nicht ganz ausgereift, wenn auch nicht wirklich unsympathisch. Ihr Können ist ihr, für mein Gefühl, auch zu „einfach“ zugeflogen. Mir fehlte eine realistische und nachvollziehbare Entwicklung.

Ruiz ist eher schweigsam und passt doch gut ins Geschehen. Allerdings erfährt man auch nicht zu viel über ihn. Gerade sein Wissen über die Magie hätte ich noch spannend gefunden!

Marno – ein kleines Wesen welches zu Ruiz gehört – ist eine Sache für sich! Ich möchte nicht zu viel verraten, aber sein Witz hat mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen gezaubert und die Geschichte aufgelockert.

Jares, als Vernitas Kollege, war mir hingegen relativ egal. Um ihn herum wird viel der Geschichte aufgebaut, weil er Ver viel bedeutet. Ich hätte ihn tatsächlich ohne mit der Wimper zu zucken dem spannenden Verlauf der Geschichte geopfert! Klingt gemein, aber ich weiß bis zum Schluss nicht wirklich etwas über ihn und so hatte er für mich wenig Bedeutung.

Alvarez hingegen – ein Gangsterboss aus New Rise City – war toll! :D Er hatte Humor, über ihn hat man zumindest Ansatzweise etwas erfahren und er war mit seiner „beruflichen Tätigkeit“ der Charakter, der für mich am meisten Hintergrund hatte! Leider haben sich auch hier die Witze/Sprüche zum Teil zu sehr wiederholt, so dass sie ihren Charme etwas verloren haben.

 

Die Geschichte selbst war, wie bereits erwähnt, von der Grundidee her wirklich toll, aber sie ließ für mich zu wenig Zeit für die Charakterentwicklung. Man lief von einem Kampf zum nächsten und am schlimmsten war es, wenn man dachte es geht vorwärts nur um dann wieder 3 Schritte zurück machen zu müssen. Die Bösewichter der Geschichte waren mir teilweise leider in der Art wie sie besiegt wurden zu gleichförmig gestaltet. Insgesamt fühlte es sich durchwegs an als würde man Stationen abarbeiten denen sich das Zwischenmenschliche leider etwas unterordnen musste.

Ganz am Rande gibt es eine feine Liebesgeschichte, die allerdings nicht zu ausgeprägt ist.

 

Auch der Schreibstil hat es mir – gerade zu Beginn – nicht ganz leicht gemacht. Die Sätze sind teilweise sehr lang und verschachtelt. Die Formulierungen sind teilweise nicht ganz rund (z. B. "Möglicherweise war dafür auch die unsägliche Hitze schuld,...") und einige kleine Rechtschreibfehler haben sich eingeschlichen. Dafür mochte ich die Kapitelüberschriften sehr, die es einem ermöglichen zu rätseln, was einem im nächsten Abschnitt wohl erwarten wird! Außergewöhnlich ist dazu, dass es im Buch mehrere kleine Zeichnungen gibt die auftretende Charaktere darstellen. Mir gefällt es, dass man so eine noch genauere Vorstellung von Figuren bekommt und solche Dinge bereichern Büchern in meinen Augen sehr. Leider fand ich sie hier von der Gestaltung her weniger professionell oder ansprechend. Am liebsten mochte ich die ersten Szenen in denen der magische Wald und Rotkäppchen beschrieben wurde. Da war ich noch voll im Geschehen!

 

Das Ende hat einen schönen Showdown, bei dem mir aber leider abermals die Beschreibungen der Magie zu kurz kamen. Die letzte Szene aber konnte mich dann wieder etwas versöhnlich stimmen. Zum Schluss sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass es im Buch durchaus gewalttätig und blutig her geht!

 

FAZIT:

Eine tolle Grundidee, der es an Fantasie, Magie und Gewalt nicht fehlt, die für mich aber ausbaufähig ist. Mich konnten nicht alle Charaktere überzeugen und ich hätte gerne mehr über ihre Hintergründe erfahren um sie als wichtig/stimmig zu empfinden. Die Aneinanderreihung von Kämpfen/zurückgelegten Wegen hätte durch mehr magische Hintergrundinformationen und Charakterentwicklung dazu gewonnen.