Rezension

Mafia-Liebesgeschichten sind nicht mein Ding

Dark Mafia Prince - Annika Martin

Dark Mafia Prince
von Annika Martin

Bewertet mit 2 Sternen

„Dark Mafia Prince“ wartet wie es der Titel erahnen lässt mit einem sehr düsteren Setting auf, da wir uns mitten in der geldgierigen, machtdürstenden und über Leichen gehenden Mafiawelt befinden. Die Sprache ist zum Teil sehr hart, die Figuren häufig unnahbar und dennoch konnte ich mich in dieser Atmosphäre recht wohl fühlen. Das liegt zum einen daran, dass man mit Aleksio und Viktor in gleich zwei Maffiaköpfe hineinschauen kann. Der Blick in die Gedankenwelt ist zwar düster, aber dennoch ergibt sich ein sehr sprachintensiver Einblick, der doch viele Handlungen und Worte der beiden für mich verständlich machen. Zum anderen bietet dieses Setting natürlich unheimlich viel Spannung und Lesetempo. Da ich mich im Krimi- und Thriller-Genre ebenfalls zuhause fühle, habe ich diese beiden Eigenschaften natürlich wohlwollend aufgenommen.

Leider ist dieser Blick auf die Mafiawelt gepaart mit Spannung der einzige Lichtblick in diesem Roman. Denn schon die Protagonistin bleibt im Endeffekt blass. Eingeführt als Anwältin, die für die Ärmsten kämpft und nur nach außen hin den Ruf eines Modepüppchens hat, wird sie schnell zu der Figur, die nicht mehr ergründet wird. Während Aleksio sehr intensiv nachzuempfinden ist, kann ich ihre Motivation und wirkliches Denken nicht greifen. Klar, sie ist auch weiter mutig, raffiniert und lernwillig, aber warum? Während Aleksios Vergangenheit sehr intensiv besprochen wird, wird Miras Vergangenheit nicht näher besprochen.

Des Weiteren scheitert für mich die Liebesgeschichte komplett. Man weiß, die beiden kannten sich bereits als Kinder und hatten dort eine intensive Beziehung, die durch den vermeintlichen Tod von Aleksio beendet wurde. Eine süße, aber auch starke Ausgangslage, aber dann verkam das Ganze ruckzuck ins Sexuelle, die tiefe Liebe war sofort da und das alles innerhalb von höchstens zwei Tagen. Nein, auch in so einem Milieu kann eine Liebesgeschichte durchaus überzeugender erzählt werden.

Die Liebesgeschichte war natürlich – wie auch von mir befürchtet – von sehr erniedrigenden erotischen Szenen begleitet. Insgesamt war die Sprache des Romans überhaupt nicht derb, an manchen Stellen sogar regelrecht poetisch, aber in diesen Szenen wurde alles ausgepackt, was ging. Mira fragt sich nur, warum sie so eine Art von weiblicher Erniedrigung anziehend finde und das hätte ich am liebsten mit 1000 Ausrufezeichen versehen. All diese Szenen wirkten schrecklich erzwungen und für mich fast schon peinlich.

Die anderen beiden Bände werden schon leicht vorbereitet, aber ich werde sie nicht mehr verfolgen, da ja angedeutet wird, dass die beiden noch fehlenden Brüder wie Aleksio sind. Daher werden diese Liebesgeschichten und die erotischen Szenen vermutlich sehr ähnlich sein und die gelungene Spannung allein reicht für mich zum Weiterlesen einfach nicht.

Fazit: Das Mafia-Milieu gelingt überraschend gut und überzeugend, so dass eine flotte und spannende Hintergrundgeschichte erzählt wird. Die Liebes- und Erotikgeschichte, für die ich „Dark Mafia Prince“ gelesen habe, ist jedoch schlecht gemacht. Eine Liebesgeschichte, die kaum in die Tiefe geht und sehr erniedrigende Erotik-Szenen. Hätte man in dem Milieu erwarten können, müsste aber nicht.