Rezension

Magie, Gut gegen Böse und eine Liebe, die nicht sein darf, auf eine einfallsreiche Art und Weise zu einem tollen Jugendfantasyroman versponnen.

Anima - Kim Kestner

Anima
von Kim Kestner

Bewertet mit 4 Sternen

Ich muss zugeben, bis ich „Anima: Schwarze Seele, weißes Herz“ in den Händen hielt, hatte noch nie etwas von Kim Kestner gehört. Aber ich bin nach dieser Lektüre wirklich positiv überrascht und finde sogar, dass sie einigen deutschen Jugendfantasy-Größen wie z. B. dem Autor einer gewissen „Die Seiten der Welt“-Reihe in Nichts nachsteht.

„Anima“ ist wirklich ein richtiger Schinken, doch die Geschichte fühlt sich beim Lesen an wie eine 300-Seiten-Ausgabe, so inhaliert man die 25 Kapitel der Geschichte. Erzählt wird aus Sicht der Protagonistin Abby, die während des Buches 18 wird, und in wenigen Ausnahmen aus Sicht Juspinns, dessen Parts aber dann in einer anderen Schriftart dargestellt sind.

Abby verbringt mit ihren Eltern und ihrer großen Schwester Virginia jeden Sommer im Nationalpark Acadia, in dessen Kirche Abbys Vater, ein Reverend, die Messen hält. Schon hier fällt auf, dass Charakterzüge in dieser Geschichte eine Rolle spielen – jedes Familienmitglied wurde von der Autorin liebevoll ausgearbeitet. Während der Vater die Stimme der Vernunft darstellt, ist Abbys Mutter ein kreativer Freigeist, Abby ist eindeutig das „weiße Herz“, von dem im Buchtitel die Rede ist, ruhig und besonnen – ihre Schwester ist das genaue Gegenteil: ein zickiger Teenie, der null Bock auf Familienurlaub hat.

Als der mysteriöse Juspinn im Nationalpark auftaucht, verändern sich nach und nach alle Urlauber im Park und die negativen Persönlichkeitsanteile eines jeden treten überdeutlich hervor. Schnell wird klar, dass mit Juspinn etwas nicht stimmt und die ’schwarze Seele‘ hat sein ‚Weißes Herz‘ gefunden – denn einzig Abbys Charakterzüge verändern sich nicht, während alle durchzudrehen scheinen. Doch dies stellt nur Part eins des Buches dar, wobei es hier schon eine kleine Finalszene gibt, die an Spannung nicht spart.

Teil zwei versetzt den Leser dann mit Abby nahezu in eine andere Welt. Die Geschichte nimmt zusammen mit einem großen Anteil an Magie Fahrt auf und es kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Die Anziehung, die Abby bereits in Acadia zu Juspinn verspürte, nimmt weiter zu, doch Juspinns Reaktionen sind alles andere als eindeutig. Und letztlich schließt sich der Kreis wieder beim Thema Familie, wobei man sich wohl schon denken kann, dass Juspins Familie eine deutlich andere als Abbys ist.

Es ist schwer, nicht zu viel zu erzählen, denn Kim Kestner hat eine umfassende, spannende Geschichte vor einem Hintergrund gesponnen, der einen noch nicht direkt am Eingang der Fantasyabteilung erschlägt. Ich fand die Story im Ganzen also richtig gut. Leider ging es mir aber am Ende dann viel zu schnell, während der Anfang zwar nicht langweilig war, aber durchaus hätte kürzer sein dürfen.