Rezension

Magisch, besonders, lesen!!!!

Nachtlilien - Siri Lindberg

Nachtlilien
von Siri Lindberg

Bewertet mit 5 Sternen

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Bei diesem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Aus diesem Grund kennzeichne ich diesen Beitrag mit |Werbung|. Für meine Beiträge werde ich grundsätzlich nicht bezahlt. 

[Nachtlilien JaneFetzer]
Bildquelle: Jane Fetzer, Piper

Allgemeines:

Nachtlilien ist bereits im Jahr 2010 als gebundenes Buch bei Piper erschienen. Im Jahr 2016 wurde eine Taschenbuchausgabe mit verändertem Cover herausgebracht. Ich habe wohl eine Ausgabe, die irgendwo dazwischen erschienen ist und ein ganz anderes Cover besitzt, gelesen. Aber es kommt ja auf den Inhalt an – und der ist meines Wissens nach nicht verändert worden.

Autorin Siri Lindberg war mir bisher als Sylvia Englert (Das dunkle Wort) bekannt. Sie trat mit dem dunklen Wort das erste Mal nicht unter einem ihrer verschiedenen Synonyme auf. Vielleicht kennt ihr sie auch als Kinderbuchautorin Katja Brandis (u. a. Woodwalker-Reihe). Habt ihr bereits etwas von ihr gelesen?

Inhalt:

„Seit Generationen lastet auf der Familie der jungen Jerusha ein schrecklicher Fluch: Alle Frauen sind dazu verdammt, den Menschen zu verraten, den sie am meisten lieben. Jerusha droht das gleiche Schicksal, als sie Kiéran begegnet, einem Krieger, der nach einer schweren Schlacht erblindet ist. Jerusha verliebt sich in ihn, doch sie will ihn auf keinen Fall ins Unglück stürzen. Aber ist es richtig, der wahren Liebe für immer zu entsagen? Oder ist es Zeit, eine Entscheidung zu treffen, auch wenn es die mutigste und gefährlichste ihres Lebens sein wird? Siri Lindbergs Debüt »Nachtlilien« lässt einen nicht mehr los – romantisch, spannend und fesselnd wie ein gefährlicher Liebesbann.“ (Quelle: Piper)

Meine Meinung:

Ich muss euch ganz ehrlich gestehen, dass ich von allein nicht auf den epischen Fantasyroman Nachtlilien gestoßen wäre. Und das wäre wahrhaftig ein Verlust gewesen. Nachtlilien ist ein Trilogieauftakt, den keiner von euch verpassen sollte. Ein Buch voller Magie, fantastischen Wesen, starken Frauen und dunklen Flüchen. Voller Geschehnisse, die mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln konnten. Und warum hätte ich Quenda, die ganze Welt der Protagonisten Jerusha und Kiéran, fast verpasst?

Nachdem ich Das dunkle Wort von Sylvia Englert gelesen habe, verfasste ich meine Rezension. Im Zuge dessen habe ich wie gewohnt recherchiert und herausgefunden, dass es sich um Sylvia Englerts Debütroman für erwachsene Fantasyleser handelte. Das habe ich natürlich geglaubt und nicht infrage gestellt. Ich wusste, dass Katja Brandis ein Synonym der Autorin war. Aber dass sie unter einem weiteren Pseudonym schreiben könnte, ist mir nicht in den Sinn gekommen. Darauf wurde ich tatsächlich erst durch eine nette Mail der Autorin selbst aufmerksam. Wie schön, dass in unserer kleinen Bücherwelt durch solche Kontakte immer mehr Vernetzung und vor allem Lesefreude entsteht.

Ebendiese Lesefreude hat mich während der Lektüre von Nachtlilien in großem Ausmaß ereilt. Sylvia Englert hat einen Roman geschrieben, den ich am liebsten nicht beendet hätte.

„Der Tag, an dem Jerushas Leben zersplitterte, begann strahlend.“ (S. 9)

Einen Roman, den andere Autoren vermutlich in drei Teile geteilt hätten. Warum sollten sie das tun? In Nachtlilien passiert so viel. Die Geschichte ist von einer solchen Vielschichtigkeit und so komplexen Erzählsträngen geprägt, dass man als Leser aufmerksam sein muss. Immer wieder passieren überaus spannende Geschehnisse und die aus den Perspektiven der beiden Protagonisten erzählte Handlung tröpfelt an keiner Stelle einfach vor sich hin. Da auch die Schrift des Romans verhältnismäßig klein ist, bin ich mir sicher, dass (aus welchen Gründen auch immer) der ein oder andere Autor bzw. Verlag aus diesem einen Band drei Bücher gemacht hätte. Und dann wäre etwas mit der Geschichte passiert, was so oft mit Büchern passiert, die man eigentlich nicht hätte teilen sollen: Sie wäre nicht mehr gut gewesen. Danke an Piper und danke an Sylvia Englert, dass mit Nachtlilien anders umgegangen worden ist. Auf diese Art und Weise wird zwar ein Teil der Leserschaft, der während des Lesens kein so großes Durchhaltevermögen hat, ausgeschlossen, aber der Roman ist dadurch zu einem sehr guten Buch geworden. Man könnte ihn beinahe als Epos bezeichnen.

So konnte ich mit Jerusha mitfiebern, mit ihr leiden und zusammen mit der jungen Steinmetzin eine Entwicklung durchmachen, von der sie vermutlich nie geträumt hätte.

„Langsam und widerwillig schlug Kiéran die Augen auf. Es musste früher Morgen sein. War es schon hell draußen? Er wusste es nicht, wieder ließen ihn seine Augen im Stich. Schwärze war um ihn, nichts als Schwärze. Und wie immer in den letzten Tagen war ihm, als stürze er, falle immer weiter; und es gab nichts, woran er sich festhalten konnte …“ (S. 23)

Ich habe mich zudem viel mit dem gut recherchierten Thema des Blindseins auseinandergesetzt und konnte Kiéran nahezu vor mir sehen. Man macht sich als sehender Mensch viel zu selten bewusst, was es bedeutet, einfach nur zu sehen. Nach der Lektüre sehe ich mich viel bewusster in meiner Umwelt um, achte mehr auf kleinste Details. Ich bewundere Sylvia Englert dafür, wie sie all die magischen, faszinierenden und turbulenten Entwicklungen in eine so qualitativ wertvolle Geschichte verpacken konnte. Gerne mehr davon!!!

Fazit:

Ein überaus lesenswerter Fantasyroman für anspruchsvolle Leser, die gerne in eine magische Welt entführt werden wollen. Ich kann es kaum erwarten, die beiden Folgebände Lilienwinter und Winterdrachen zu lesen.